Es war einmal 2002, die deutsche Nationalelf war als Vize-Weltmeister aus Asien heimgekehrt. Michael Ballack noch nicht als Unvollendeter, sondern als eine Art märtyrerhaft verehrter Held. Wenig später traf jene Nationalelf in der EM-Quali auf die Färöer-Inseln. Wie fast alle Zuschauer an diesem nasskalten Herbstabend in Hannover erhoffte ich mir ein Schützenfest und schmunzelte, wie der Torhüter der Färöer mit Zipfelmütze umher hampelte. Gleich nach einer halben Minute bekam ich Mitleid. Es gab Strafstoß, aber der Jubel als Ouvertüre eines torreichen Abends brandete merkwürdig schnell ab.
Dieser Michael Ballack hatte sich den Ball geschnappt, klemmte sich diesen unter den Arm und begab sich majestätischen Schrittes in Richtung Tor. Dort legte er den Ball in für ihn arttypischer Haltung, das heißt mit entschlossenem Blick, durchgestrecktem Rücken und breiter Brust, auf den Elfmeterpunkt. Diese furchteinflößende, für manche abschreckende, Aura war selbst auf den Tribünen des alten Niedersachsenstadions zu spüren. Niemand hätte gewagt, sich Ballack in den Weg zu stellen.
Es war diese „arrogance“, die britische Zeitungen Jahre später besonders an Ballack rühmten. Das heißt, sie bewunderten vor allem Ballacks außerordentliche physische Präsenz. Den Strafstoß versenkte Ballack übrigens im Stile von Johan Neeskens humorlos in der Mitte des Tores. Michael Ballack schien auf der Höhe seiner Zeit. Der Torhüter mit der Zipfelmütze war Momente vor Ballacks Schuss bereits ehrfürchtig in die linke Torecke gehechtet. Es war, als habe er zuvor Ballack eine Kartoffel mit der bloßen Hand zerdrücken sehen…
Zwischenzeitlich ist Ballacks Abgesang aus der Nationalelf längst erfolgt, und auf seine ganz eigene Weise eine Tragödie. Allmählich scheint jedoch auch jener Tag nicht mehr fern, an dem Ballack endgültig seine Treter an den Nagel wird. Doch wer meinte, Ballack würde sich nach seiner tragischen Talfahrt seinem Karriereende ergeben oder vor diesem gar zu Kreuze kriechen. Nichts da. Wie in alten Zeiten marschiert der Capitano derweil in Leverkusen mit breiter Brust vorneweg und sorgt wieder für ballacktische Momente.
Kürzlich schickte Ballack gar Gedankenspiele über den Äther, nach denen er sich im kommenden Sommer aus Leverkusen verabschieden werde. Wenn er gesund bleibe, würde er noch ein, zwei Jahre auf einem guten Niveau spielen wollen. Und wenn Rudi Völler ihm einen Fünfjahreskontrakt anböte. Ja, dann würde er selbst den nicht ausschlagen. Unser good old Capitano scheint wie Phoenix aus der Asche zurückgekehrt zu sein.
Bleibt also die Frage, wohin ihn sein finaler Weg führen könnte? Zu Altstar-Liebhaber Felix Magath und seinen Medizinbällen? Ansonsten zurück ins Fußballmutterland? Dorthin, wo einst Stan Matthews selbst im biblischen Alter von 57 kickte und wo Ballack bei Chelsea gute Jahre verbrachte? Oder in die USA? Seite an Seite mit David Beckham bei LA Galaxy oder gar als dessen Nachfolger?
Vielleicht wäre auch der AC Mailand eine gute Partie. Immerhin sind die Rossonieri fast jedes Jahr im Europapokal vertreten. Seit langem zieht Milan alternde Stars magisch nach San Siro. Früher jenen Beckham oder Ronaldinho, heute van Bommel, Ibrahimovic oder Zambrotta. Von Milans Altvorderen wie Ambrosini, Inzaghi, Seedorf oder Gattuso ganz zu schweigen. San Siro, ein schmuckes Sanatorium für Denkmalpflege...
Doch obacht, es gibt einen Haken. Ballack könnte einigen Arrivierten aus Milans Mittelfeld den Rang streitig machen, weshalb ihn nicht aus jeder Kabinenecke ein herzliches „benvenuto“ erreichen könnte. Etwa von dem verschrobenen Gattuso, der Ballack Hufe scharrend mit brennenden Augen ins Visier nehmen dürfte. Wohingegen dieser rustikale van Bommel seine legendäre „Stinkefaust“ ballen könnte. Nicht zuletzt träfe Ballack dort auf einen gewissen Kevin-Prince Boateng. Wir erinnern uns: englisches Pokalfinale 2010 - beinhartes Tackling Boateng – Ballack verpasste WM in Südafrika.
Ballack und Boateng. Das riecht nach „Schuld und Sühne“, nach einem großen, finalen Drama. Daher, auf nach San Siro! Selbst wenn jene Zeiten längst vorüber sind, in denen Torhüter mit Zipfelmützen vor Ballack in ihre Torecken flüchten.
Dieser Michael Ballack hatte sich den Ball geschnappt, klemmte sich diesen unter den Arm und begab sich majestätischen Schrittes in Richtung Tor. Dort legte er den Ball in für ihn arttypischer Haltung, das heißt mit entschlossenem Blick, durchgestrecktem Rücken und breiter Brust, auf den Elfmeterpunkt. Diese furchteinflößende, für manche abschreckende, Aura war selbst auf den Tribünen des alten Niedersachsenstadions zu spüren. Niemand hätte gewagt, sich Ballack in den Weg zu stellen.
Es war diese „arrogance“, die britische Zeitungen Jahre später besonders an Ballack rühmten. Das heißt, sie bewunderten vor allem Ballacks außerordentliche physische Präsenz. Den Strafstoß versenkte Ballack übrigens im Stile von Johan Neeskens humorlos in der Mitte des Tores. Michael Ballack schien auf der Höhe seiner Zeit. Der Torhüter mit der Zipfelmütze war Momente vor Ballacks Schuss bereits ehrfürchtig in die linke Torecke gehechtet. Es war, als habe er zuvor Ballack eine Kartoffel mit der bloßen Hand zerdrücken sehen…
Zwischenzeitlich ist Ballacks Abgesang aus der Nationalelf längst erfolgt, und auf seine ganz eigene Weise eine Tragödie. Allmählich scheint jedoch auch jener Tag nicht mehr fern, an dem Ballack endgültig seine Treter an den Nagel wird. Doch wer meinte, Ballack würde sich nach seiner tragischen Talfahrt seinem Karriereende ergeben oder vor diesem gar zu Kreuze kriechen. Nichts da. Wie in alten Zeiten marschiert der Capitano derweil in Leverkusen mit breiter Brust vorneweg und sorgt wieder für ballacktische Momente.
Kürzlich schickte Ballack gar Gedankenspiele über den Äther, nach denen er sich im kommenden Sommer aus Leverkusen verabschieden werde. Wenn er gesund bleibe, würde er noch ein, zwei Jahre auf einem guten Niveau spielen wollen. Und wenn Rudi Völler ihm einen Fünfjahreskontrakt anböte. Ja, dann würde er selbst den nicht ausschlagen. Unser good old Capitano scheint wie Phoenix aus der Asche zurückgekehrt zu sein.
Bleibt also die Frage, wohin ihn sein finaler Weg führen könnte? Zu Altstar-Liebhaber Felix Magath und seinen Medizinbällen? Ansonsten zurück ins Fußballmutterland? Dorthin, wo einst Stan Matthews selbst im biblischen Alter von 57 kickte und wo Ballack bei Chelsea gute Jahre verbrachte? Oder in die USA? Seite an Seite mit David Beckham bei LA Galaxy oder gar als dessen Nachfolger?
Vielleicht wäre auch der AC Mailand eine gute Partie. Immerhin sind die Rossonieri fast jedes Jahr im Europapokal vertreten. Seit langem zieht Milan alternde Stars magisch nach San Siro. Früher jenen Beckham oder Ronaldinho, heute van Bommel, Ibrahimovic oder Zambrotta. Von Milans Altvorderen wie Ambrosini, Inzaghi, Seedorf oder Gattuso ganz zu schweigen. San Siro, ein schmuckes Sanatorium für Denkmalpflege...
Doch obacht, es gibt einen Haken. Ballack könnte einigen Arrivierten aus Milans Mittelfeld den Rang streitig machen, weshalb ihn nicht aus jeder Kabinenecke ein herzliches „benvenuto“ erreichen könnte. Etwa von dem verschrobenen Gattuso, der Ballack Hufe scharrend mit brennenden Augen ins Visier nehmen dürfte. Wohingegen dieser rustikale van Bommel seine legendäre „Stinkefaust“ ballen könnte. Nicht zuletzt träfe Ballack dort auf einen gewissen Kevin-Prince Boateng. Wir erinnern uns: englisches Pokalfinale 2010 - beinhartes Tackling Boateng – Ballack verpasste WM in Südafrika.
Ballack und Boateng. Das riecht nach „Schuld und Sühne“, nach einem großen, finalen Drama. Daher, auf nach San Siro! Selbst wenn jene Zeiten längst vorüber sind, in denen Torhüter mit Zipfelmützen vor Ballack in ihre Torecken flüchten.