Kürzlich
erhielt ich eine Mail. Dort hieß es: „Wenn Du Deinen Blog schon Libero nennst,
schreib mal mehr über ihn.“ Der Typ nannte sich Manni und klopfte sich
vermutlich auf die Schenkel, als erwähnte, auch einmal Libero gewesen zu sein. Dennoch
dachte ich mir, warum denn eigentlich nicht. Dann
fiel mir ein, dass ich etwa über good old Otto Rehhagel schreiben könnte. Er
ist schließlich der „Lordsiegelbewahrer des Liberos“ und Otto finde ich gut!
Kutzop, Bratseth, Lothar,
Sforza, Tsiartas und wie sie alle heißen... überall wo Otto einmal Station machte, tauchte auch der Libero auf. Welch
Treppenwitz seines Trainerlebens war es, als Otto in der griechischen Nationalelf einst einen
gewissen Liberopoulos aufstellte, der aber Stürmer war...
Vor
einigen Monaten ließ Otto sich nun breitschlagen, Hertha BSC vor dem
Bundesliga-Abstieg zu retten. Viele fanden das gar nicht gut, meckerten „Hertha
geht’s nicht“ und hätten Herrn Preetz allenthalben am liebsten in die Wüste gejagt.
Bei seiner Vorstellung proklamierte „König Otto“ dann, dass bei der Hertha sein
Wort ab sofort Gesetz sei, wonach ebenso viele die Nasen rümpften. Hätten sie ihn
doch weiland in Hellas gehört. Da fabulierte „Rehakles“ noch: „Die Griechen
haben die Demokratie erfunden. Ich habe die demokratische Diktatur eingeführt.“
Wie
dem auch sei, die „Alte Dame Hertha“ kümmert so etwas auf dem grünen Rasen
wenig. Einen Spieltag vor dem Saisonende ist sie Vorletzter und bekommt derzeit
gefühlt Woche für Woche eine Packung. Wie etwa gestern auf Schalke und kam dort mit 1:4 unter die Räder. In dem vermeintlichen Retter Rehhagel erkannte Sportschau-Reporter
Witte daher nur noch „einen ratlosen älteren Herren“, dem schon längst ein Zacken aus
der Krone gesprungen sei. Dennoch habe der Fußball-Gott „seinen Mannen noch
eine letzte Chance“ gegeben, stemmte Otto Durchhalteparolen dagegen und spielte auf das
Abstiegsfinale am kommenden Samstag gegen Hoffenheim an.
Dort,
wo ausgerechnet Ex-Trainer Babbel das Zepter schwingt und nach seinem schmerzhaften Abschied im Winter die Hertha in die Liga
Zwo versenken wollen dürfte. Ja,
ja, Otto: der vielbeschworene Fußball-Gott. Lässt er Hertha gewinnen und Köln
gegen die Bayern verlieren, dann hätte Otto mit Hertha zumindest die Relegation
erreicht. Hört sich in dieser Situation nach großem Kino an, ist für die Hertha
aber eigentlich ein zutiefst trauriges Drama. Da bleibt Otto wohl, augenzwinkernd gesagt, nur noch seine allerletzte Patrone.
Mitnichten sein ewiger griechischer Adjudant Angelos Charisteas, der inzwischen
für ein Klübchen namens Panetolikos Agrinio stürmt. Es ist kein Geringerer als der Libero! Nun Otto, wo ist er? Bisher
tauchte er trotz Herthas Verteidigernot und etlichen Klatschen in keiner Taktik
auf, obwohl ein Kandidat in Ottos eigenen Reihen schlummert. Es ist Herthas ungarische
Ikone Pál Dárdai, der nach 14
Jahren im Arm der „Alten Dame“ dann und wann noch immer in Herthas zweiter
Garnitur die Stiefel schnürt.
Mensch
Otto, wäre Dárdai als einer der Erben des großen Ferenc Puskas mit 35 Jahren
nicht geeignet, Deinen (vielleicht) letzten Libero zu
geben? Also, mach’et Otto. Ich fände das gut! Die Hoffnung stirbt bekanntlich
immer zuletzt.
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