Sonntag, 13. Mai 2012

Hoch lebe der „Pöhler“!

Zurzeit lässt Jürgen Klopp einen leicht glauben, dass er schier alles kann. Außer vielleicht Champions League. Früher war Klopp schon Brillenträger des Jahres, TV-Bundestrainer an verschwörerischen Taktiktischen mit Kerner und Jauch und so etwas wie der Mainzer Jahrhunderttrainer. Zwei Mal Meistercoach, nach einem gewaltigen fünf zu zwo gegen die Bayern ist er seit gestern Pokalsiegertrainer und holte damit erstmals das Double an den Borsig-Platz.

Beim BVB herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit. Die BAMS titelte bereits kürzlich wenig subtil, aber vermutlich treffend: „Das BVB-Herz schlägt KLOPP; KLOPP; KLOPP.“ Selbst der stern erhob Klopp vor Kurzem auf seinen Titelblatt und sezierte die Klopp'sche Kunst der Motivation. Doch obacht, Klopp kann noch mehr. Er huldigt seit Jahresbeginn mit seiner Kappe dem „Pöhler“. Klopp sagte mal, er trage sie, weil ihm gefalle, wie intensiv im Pott Fußball gelebt werde!


Nur ist das mit den „Pöhlern“ so eine Sache. In nordwestdeutschen Breitengraden, etwa im Emsland (#SV Meppen), besteht die zumeist einzig messbare Qualität eines Pöhlers darin, Bälle lang und weit nach vorne zu „pöhlen“. Die Spielkultur des Kick & Rush hätte ihm vermutlich gut gelegen. René Werner vom emsländischen Fußballportal amateurmarkt.de erklärt:

„Was ist ein Pöhler? Der Pöhler verkörperte zu meiner aktiven Zeit den Fußballer mit dem härtesten unkontrollierten Schuss! Ob nun Libero, Vorstopper, Verteidiger oder Stürmer – allesamt alle konnten den Pöhler verkörpern! Dank/durch Jogi uns seinen Mannen schien er ausgestorben, doch schaut einmal in die Fläche der Hobbykickerei so findet man den ein oder anderen Exoten der alten Gattung.“

Doch mit dem „Pöhler“ der nordwestdeutschen Güte ein Double zu gewinnen, wäre selbst für Jürgen Klopp schwierig gewesen. Es wurde landläufig viel über den „Pöhler“, dem Kloppo huldigt, gerätselt und erklärt. Daher hat der LIBERO bei jemandem nachgefragt, der auf den Rasenrechtecken des Ruhrgebiets sozusagen das Gras wachsen hört: bei Buchautor und VfL Bochum-Edelfan Ben Redelings.

Ben, in Teilen Norddeutschlands kloppt ein "Pöhler" die Pille lang und weit nach vorne. Ist der Pöhler zum Beispiel aus Bochum derselbe Typ?

„Die Sache mit dem "Pöhler" auf der Kappe von Klopp ist sogar etwas komplizierter. >Lass uns pöhlen gehen<, sagen hier in der Gegend kleine wie alt gewordene Jungs, wenn sie sich zum gepflegten Kick verabreden. Früher, als es noch bedeutend weniger Autos gab, pöhlte man tatsächlich gerne auf der Straße oder auf Hinterhöfen, später dann auf Wiesen und Bolzplätzen. Wenn einer besonders schöne Schuhe dabei trug, waren das schon einmal "geile Pöhler", die er da präsentierte.Heute nennt man ganz allgemein alle, die auf dem Platz keine >Muscheltaucher, Vollfriseure oder Eisverkäufer< (O-Ton Peter N.) sind, Pöhler!“

Dank Ben Redelings wissen wir nun: jeder ist ein Pöhler. Das lässt sich hören!

Doch, die Pointe dieser kleinen Geschichte ist noch eine andere. Man muss wissen, dass in den sprachlichen Breitengraden Nordwestdeutschlands der Begriff „Pöhler“ noch eine weitere Bedeutung hat. Denn dort werden an Kanälen liegende Schiffsanleger entweder Poller oder in ihrer umgangssprachlichen Ausformung „Pöhler“ genannt. Soweit, so gut.

Und, wer hätte es gedacht? Richtig, sie sind alle schwarz-gelb. Der BVB und Kloppos Kappe lassen grüßen. In diesem Sinne, hoch lebe der „Pöhler“!

1 Kommentar:

Josie hat gesagt…

Ach, die Pöhler Mütze macht ihn schlicht noch ein Stück sympathischer. Die Verhaftung im kleinen Sport im Pott ist einfach nett, wenn man grade den Pokal holt ;)

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