Freitag, 1. Juni 2012

Golden Goals

Allerorten werden momentan Parforceritte durch die EM-Historie gewagt. Es lässt sich allerhand über van Basten, Platini, Uli Hoeneß, Panenka undsoweiter nachlesen. Da kommt man auch nicht an Oliver Bierhoff vorbei, der Finalabend der EM 1996 lässt grüßen. Hat sich dieser Bierhoff, den Rudi Völler einmal „Malta-Fuß“ schimpfte, damals in Wembley etwa unsterblich gemacht?

Vielleicht. Vielleicht hat es der Fußball-Gott mit ihm aber einfach nur gut gemeint. Zunächst, als er Bierhoff Bertis Elf mit seinem Ausgleich in die Verlängerung retten ließ. Danach, als er Tschechiens Torsteher Kouba beim „Golden Goal“ Bierhoffs deutlich derangiert danebengreifen ließ. Weniger als maltafüßiger „Mr. Golden Goal“, denn als „Kopfballungeheuer“ verewigte sich Horst Hrubesch.

Und wir haben natürlich Hrubeschs unvergängliche Sentenz im Ohr, die sein Wirken mit Manni Kaltz flankiert: „Ich sach‘ nur zwei Worte: Manni Bananenflanke, ich Kopf - Tor“. Ohne dass Kaltz‘ Flanken  im Endspiel einer sonst tristen 1980er EM sein Haupt erreichten, ereignete sich dort eine von Hrubeschs Sternstunden. Nach dem Anpfiff fand ihn ein Steilpass des juvenilen Bernd Schuster, den das „Kopfballungeheuer“ per Fuß in Jean-Marie Pfaffs Tor versenkte.


Nach dem belgischen Ausgleich , machte das blonde „Kopfballungeheuer“ aus dem Westfälischen seinem Namen alle Ehre und wuchtete mit seiner Stirn Kalle Rummenigges Ecke in Pfaffs Tor.  Es war die 88. Minute und man kann sagen, dieser Horst Hrubesch war nicht der einzige Deutsche, der nun kurz vor dem Abpfiff im  Stadio Olimpico in Rom Kopf stand . In seinem Fußball-Jahrbuch '80 erinnert sich Reporterikone Harry Valérien hieran irritierend nüchtern:

„Die entscheidende Sekunde - Horst Hrubesch befördert den Ball zum 2:1-Sieg ins belgische Tor - natürlich per Kopf, für dessen Wertarbeit der lange Hamburger ja bekannt ist. Karl-Heinz Rummenigge hatte per Eckstoß die Vorarbeit geleistet. Minuten später ertönte der erlösende Schlusspfiff. Geschafft: Deutschland ist zum zweiten Mal Europameister.“

Gewiss, es ist der altväterliche Sound einer anderen Zeit. Mit Bierhoff hat Hrubesch aber nicht nur gemein, in einem EM-Finale doppelt getroffen zu haben. In jener entscheidenden Sekunde erzielte das „Kopfballungeheuer“ sozusagen sein eigenes „Golden Goal“. Der Fußball-Gott ward also auch Hrubesch zugetan. So heißt es: hätte sich „Fallrückzieher-König“ Klaus Fischer nicht verletzt, wäre er nach Italien nicht einmal mitgefahren…

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