Sonntag, 22. Juli 2012

Ailton und das Asterix-Prinzip

Die Tore der Euro 2012 sind alle längst gesch(l)ossen. Ansonsten herrscht im Fußball Sommerpause. Wäre da nicht Ailton. Denn der läuft mir zurzeit ständig über den Weg, obwohl Ailton nie als Laufwunder made in Brazil bekannt war. Allerdings scheint der inzwischen 39-Jährige wieder dick im Geschäft zu sein. Kürzlich etwa gab Ailton die Galionsfigur der Radkappen Weitwurf WM , die im emsländischen Meppen (# SV Meppen) veranstaltet wurde. Traurig, aber wahr.

Doch selbst im Fußballzirkus ist Ailton Gonçalves da Silva wieder mal im Gespräch. Wie man an diesem Sonntag so lesen kann, soll der Weltenbummler nun ein Jahr lang für den Sechstligisten Hassia Bingen seine Törchen erzielen. Ob sie am Rhein etwa auf Ailton aufmerksam geworden sind, als der „Kugelblitz" himself neulich bei einer Tournee durch Sonderpostenmärkte seinen eigenen Energydrink feilbot?

Den Drink gibt es übrigens in einer stylischen Dose, die Ailtons Konterfei ziert. Selbstverständlich heißt der Drink „Kugelblitz“, versteht sich als „Das Ailton“- Energydrink!  und verspricht nicht weniger, als dass man nach einem Schluck selbst zum Kugelblitz wird. In so manchem Sonderpostenmarkt ist die Dose übrigens neben den Restbeständen von original-verpackten Goleo-Figuren platziert. Hauptsache, es wird keine Büchse der Pandora...

Wie dem auch sei, es ist halt Sommerpause. Oder doch nicht so ganz. Denn seit Kurzem haben bereits die Quali-Runden für die Euro League begonnen. Dort treffen irische Klübchen wie St. Patricks Athletic aus Dublin auf solche aus Bosnien, die dann Siroki Brijeg heißen. Das hätte für den weitgereisten Ailton durchaus eine Bühne sein können, letztmals den international gefürchteten „Kugelblitz“ zu geben. 

Doch den einstigen Torschützenkönig der Bundesliga zieht ja nun an den Rhein. Mal sehen, wie rund er für Hassia Bingen so laufen wird. Ob ihm wohl „Das Ailton“- Energydrink! zaubertrankartig hilft, einmal noch zum Kugelblitz zu werden? Wenn ja, hätte es das selbst in Ailtons schillernder Karriere noch nicht gegeben. Ailton und das Asterix-Prinzip...

Foto: Der Libero.de

Dienstag, 10. Juli 2012

Olé Olé, SV Meppen Olé

Der SV Meppen: auf der Vereinshomepage heißt es: „Seele der Stadt. Stolz der Region. Ein Verein voller Leidenschaft und Tradition.“  Der SV Meppen, einstige Trutzburg der 2. Bundesliga, wird 100 Jahre alt.

Wo ist beim SVM bloß die Zeit geblieben? Und der Aufstieg in die 2. Liga ist auch schon ein Vierteljahrhundert her. Sichtbares Relikt aus diesen Zeiten ist die Anzeigetafel. Deren verbliebenen Lampen mühen sich, die Zwischenstände stets ins rechte Licht zu setzen…

Zum Anlass des 100sten haben sie nun in Meppen nicht nur Jubiläumsschals drucken lassen, sondern ebenso hat man eine Ausstellung auf die Beine gestellt, die die einzelnen Stationen der Vereinsgeschichte eindrucksvoll Revue passieren lässt. Dort lässt sich etwa bewundern, wie der SV Meppen ehedem in der 2. Liga zu einer Art "gallischem Dorf" wurde. Oder wie ein gewisser Diego Maradona Anfang der 80er mit dem FC Barcelona unter Trainer Udo Lattek in Meppen gastierte. Barca, von solchen fußballerischen Sphären ist der SVM Lichtjahre entfernt.

Doch siehe da: nach finanziell wie sportlichen darbenden Jahren sind die Emsländer wieder viertklassig. Zudem sorgte der SVM jüngst gleich mehrmals für Furore. Zum Jubiläumsspiel tritt am 11. Juli etwa kein Geringerer als Doublesieger Borussia Dortmund an. Im Frühling ließ Flügelflitzer Rene Wessels aufhorchen. Denn die Sportschau nahm den Holländer mit seinem Volleykracher gegen Holstein Kiel in die Auswahl für das „Tor des Monats April“ auf.

Wie mein Kumpel Siggi mir anvertraute, munkelte man aber unter den kritischen Dauerkartenbesitzern von Meppens Alter Tribüne, dass der Fußballgott bei diesem Geniestreich zumindest ein bisschen seine Finger im Spiel gehabt haben müsse. Wie dem auch sei, dabei sein ist bekanntlich alles. Zum Torschützen des Monats wurde letztlich der Schalker Señor Ràul gekürt...


Die Finger des Fußballgottes vermuteten manche Meppener im Übrigen auch beim besagten Viertligaaufstieg des SVM anno 2011. Denn für den SVM ergab sich in der Regionalliga die günstige Konstellation, dass er aus dieser in seinem Jubiläumsjahr nicht absteigen konnte. Was will man mehr. Dies war ursprünglich einer Ligenreform geschuldet, lässt sich ebenso als vorgezogenes Geschenk des DFB werten, welches für den SVM immerhin eine Saison lang Bestand gehabt hat.

Ein weiteres Präsent machte nun der große BVB, indem der Doublesieger anders als weiland Toni Schumacher dazu bereit ist, überhaupt nach Meppen zu fahren. Der BVB schenkt dem rüstigen emsländischen Jubilar damit zum 100sten ein 90-minütiges Ständchen. Jürgen Klopp spielte in seinem früheren Leben als Mainzer Zweitligakicker nebenbei gesagt mehrmals höchstpersönlich  in Meppen vor. Ob Klopp und seine Mannen sie den SVM hingegen gewinnen lassen, darf wohl bezweifelt werden.

Als Tormusik röhrt aus Meppens Stadionboxen übrigens der norddeutsche Schlager „Dans op de Deel“. Wer weiß, vielleicht gelingt diesem Rene Wessels am 11. Juli ein weiterer Geniestreich. Fußballgott hin oder her. Der SVM wird 100, dann mal los: auf zum Tanz!

Lesetipps zum SV Meppen & Jürgen Klopp:
- Von lahmen Eulen
- Hoch lebe der „Pöhler“!

Sonntag, 1. Juli 2012

P wie Panenka

Was macht eigentlich, Antonin Panenka? Der inzwischen 64-jährige Tscheche ist bei dieser Euro 2012 in aller Munde. Obwohl er schon vor drei Jahrzehnten  seine Stiefel an den berühmten Nagel gehängt hat. Es mutete vor Kurzem zwar etwas angestaubt, aber auch sagenumwoben an, dieses 1976er EM-Finale zwischen Deutschland und der CSSR mit seinem denkwürdigen Elfmeterschießen. 

Lassen wir Uli Hoeneß in Gedanken noch einmal seinen Elfmeter in den Belgrader Nachthimmel hämmern. Belgrader Nachthimmel, selbst Tippspiele zur Euro werden heute schon nach diesem Salutschuss benannt. Nach Hoeneß trat damals jener Panenka an den Elfmeterpunkt. Und er verlud Sepp Maier mit gehöriger Chuzpe, indem er den Ball geradeaus ins deutsche Netz schlenzte.

Die CSSR war Europameister. Sepp Maier verstand hier gar keinen Spaß. Panenka hat er dessen schelmenhaftes Tor, das die Engländer „Chip-Goal“nennen, lange nicht ganz verziehen . Und bei dieser Euro dürfte sich Sepp Maier öfter als ihm lieb ist an diese Nacht von Belgrad erinnert fühlen.


Spätestens seit Andrea Pirlo im Elfmeterschießen gegen England den Ball im Panenka-Stil ins Tor und seine Italiener damit ins Halbfinale bugsierte. Dabei war es nicht Pirlos erster Elfmeter, den er derart "chippte". Schon früher hatte Pirlo den Trick übrigens am Punkt ausgepackt, scheiterte aber auch, wenn der Keeper einfach auf seiner Torlinie stehen blieb.


Seit Pirlos Schlenzer gegen England hat es den Anschein, als wäre Panenka nun selbst zu einem der Superstars dieser Euro avanciert. Das P im großen Fußball-ABC? Es steht offenbar nicht mehr für Pele, Platini, Puskas oder gar Pirlo, es steht dieser tollen Tage für Panenka. 
Nebenbei gesagt, löffelte mit Sergio Ramos sogar ein weiterer Nachahmer in der Spur Panenkas, als Ramos den Ball im Elfmeterschießen gegen Portugal in ähnlicher Manier im portugiesischen Netz unterbrachte. Doch was die Eleganz angeht, hat Real Madrids Eisenfuß halt meist ein wenig Luft nach oben.. 
 
Wie sich in den Gazetten nachlesen ließ, zischte Panenkas Name in diesen tollen Tagen nicht nur durch die Stadien von Kiew und Donezk, in denen Pirlo und Ramos ihre Schlenzer darboten. Auch in Panenkas Prager Stammkneipe gleich ums Eck, wo er sich das italo-englische Duell anschaute, gab es reichlich Schulterklopfer, wie er nun in einem Interview gestand:

„Da waren etwa 30 Leute. Als dann Pirlo angetreten ist, sprangen alle auf, lachten und zeigten auf mich. >Das war deiner, das war deiner, Panenka<, jubelten sie. Das war sehr lustig.“

Wenn sich heute Abend Spanien und Italien im Finale duellieren, dürfte der Fernseher dort irgendwo in Prag wieder laufen. Zufällig treffen dann jene Panenka'isten Pirlo und Ramos aufeinander. Mario Balotelli kündigte zwar unlängst an, Spanien gigantische vier Treffer einschenken zu wollen. Doch ist Italiens „Wahnsinn auf zwei Beinen" (Stern) an diesem Abend in Kiew verhindert und sollte es zum Elfmeterschießen kommen. Dann dürfte nicht nur Panenka seinen Erben genau auf die Füße schauen…