Themenwoche „50 Jahre Bundesliga“, Teil 2. Rot-Weiss-Essen-Edelfan und Fußball-Blogger Uwe Strootmann erinnert sich in seinem Beitrag an die zum Teil tragischen sieben Bundesligajahre seines Lieblingsklubs, an den Bundesliga-Skandal, an triumphale Heimsiege gegen den FC Bayern oder Schalke 04 und auch das einst aufstrebende Talent Frank Mill.
Neuer Anlauf in der Saison 1969/70, die nicht mit dem Abstieg, sondern Platz 12 abgeschlossen werden konnte. Diesen schaffte man dann aber direkt in der nächsten Saison 1970/71 wieder. Den A b s t i e g j e t z t . R a u s m i t A p p l a u s a b e r , d e n n, e s g a l t e i n m a l "Spitzenreiter,Spitzenreiter..hey,hey…" zu skandieren.
Die
Bundesligageschichte des RWE ist, im Gegensatz zu seiner sonstigen Historie, eigentlich
schnell und als Siebenzeiler erzählt: In jeder Zeile eben eine Saison. Wobei auch
in diesen sieben Spielzeiten nicht wirklich für großes sportliches Aufsehen
gesorgt werden konnte. Aber man war halt trotzdem noch wer, schließlich von
1948 bis 1961 in der alten Ligenordnung durchgehend erstklassig. Gar
Pokalsieger und Deutscher Meister. Leider hat es trotzdem nicht gereicht, um
direkt in der Premierensaison im Oberhaus mitzumischen. was dann aber mit der
Saison 1966/67 der Fall war. Und da der ungeliebte Nachbar Schalke 04 direkt im
ersten Heimspiel mit 4:1 bezwungen wurde, durfte getrost wieder abgestiegen
werden. Das Saisonziel wurde ja früh erreicht.
Neuer Anlauf in der Saison 1969/70, die nicht mit dem Abstieg, sondern Platz 12 abgeschlossen werden konnte. Diesen schaffte man dann aber direkt in der nächsten Saison 1970/71 wieder. Den A b s t i e g j e t z t . R a u s m i t A p p l a u s a b e r , d e n n, e s g a l t e i n m a l "Spitzenreiter,Spitzenreiter..hey,hey…" zu skandieren.
Sollte
es dieses Highlight kreativer Fan Dichtung schon seinerzeit gegeben haben. Ich
hätte aber auch einfach schreiben können: Am 3. Spieltag der noch jungen Saison
war der RWE zum ersten und letzten Male Tabellenführer der Bundesliga. Diese
Saison wurde in ihrem weiteren Verlauf zur schicksalsträchtigsten für den RWE
und vielleicht auch der Grundstein für die gewisse Tragik, welche diesem Verein
von nun an anhaftete.
So
wurde am 13. Februar 1971 der FC Bayern mit 3:1 bezwungen, es war aber nicht
nur der letzte Heimsieg dieser Saison, sondern auch die Geburtsstunde für die
Rüpel aus der Westkurve. Ein Gymnasiast (welch Anachronismus eigentlich) war
es, welcher dem Arbeiterverein nicht nur ein schlechtes Image bescherte,
sondern Sepp Maier auch noch ein Messer in seiner Nähe. Immerhin hat sich der
junge Mann später noch telefonisch entschuldigt. Heutzutage, wo es oft an Respekt
und Anstand fehlt, wohl eher eine Seltenheit. Ja und dann war dann ja noch dieser
Skandal. Der Skandal! Der FC Meineid ward geboren, der RWE hatte verloren. Die Manipulationen
anderer hatten den erneuten Abstieg und wieder Platz 18 zur Folge. Davon hat
sich der RWE nie erholt.
Trotzdem
war man in der Saison 1973/74 schon wieder zurück im Oberhaus und belegte nach
einer recht unspektakulären Saison am Ende den 13. Platz. In der
darauffolgenden Spielzeit 1974/75 konnte sich der Verein um einen Platz auf
Rang 12 verbessern, musste aber zusehen, wie die WM-Stadien in Gelsenkirchen
und Dortmund errichtet wurden, aber eben nicht in der eigenen Stadt. 1975/76
gab es dann den achten Platz nach dem 34. Spieltag. Niemals zuvor oder danach
konnte der RWE einen einstelligen Tabellenplatz am Saisonende belegen. Horst
Hrubesch, Willi Lippens…es lag ein Hauch von beginnenden Glamour über Vogelheim
und Bergeborbeck.
Der
Hauch verflog dann aber in der nächsten Spielzeit 1976/77 recht schnell.
Abstieg und Platz 18. Daran konnte auch das aufstrebende Talent Frank Mill
nichts mehr ändern. Im Mai 1977 wurde also die Akte Bundesliga an der
Hafenstraße vorerst zugeklappt und verstaubt dort nun schon seit schlappen 35
Jahren. Schuld daran ist natürlich nur der FC Schalke und der DFB. So das
Selbstverständnis der weiterhin erstklassigen Fans des RWE. Und wenn uns auch
der RWE nun seit Dekaden nicht mehr mit Bundesligafußball beglückt, so war doch
alles dabei, was einen Verein so begehrenswert macht. Auch wenn es sich
meistens nur um Negativerlebnisse handelte. Die Recherche Bundesliga trifft RWE
hat übrigens noch einen erschreckenden Fakt zutage gefördert: In Vier
ausgesuchten Spielen gegen die SG Eintracht Frankfurt in den Jahren 1974/75 und
1977 kam der RWE auf ein Torverhältnis von unglaublichen 2: 28 Toren!
Unter
dem Bundesligastrich bleibt aber folgende Erkenntnis zwingend festzuhalten: „Dem
Verein Rot-Weiss Essen, der 1971 wegen der Manipulationen anderer abgestiegen war,
wurde keine Wiedergutmachung gewährt!“
Ansonsten hört Uwe Strootmann in seinem unschlagbar guten Blog „Im Schatten der Tribüne“ bei Rot-Weiss Essen das Gras wachsen.
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