Am
heutigen Freitag ist es wieder soweit. Um 19.00 Uhr wird in Zwickau, wo die TuS Koblenz ihr Heimrecht gegen Dynamo Dresden genießt, der
Anpfiff der 1. Pokalrunde ertönen. Anschließend gastiert Borussia Mönchengladbach etwa beim inzwischen viertklassigen Rot-Weiss Essen, immerhin Gründungsmitglied der Bundesliga. Jahr ein, Jahr aus konkurrieren 64
Mannschaften in insgesamt 63 Partien um den DFB-Pokal. Der ist rund 52 cm hoch, wiegt 5,7 kg und hat ein Fassungsvermögen von acht Litern. Er besteht aus mit 250 Gramm Feingold feuervergoldetem Sterlingsilber. Wer weiß, womöglich ist er gar der schönste Titel, sprich Pokal, im Fußball.
1. „Und erneut steht das ewige junge Duell Davids gegen Goliath bevor.“
Für
die großen Klubs bietet der Pokalwettbewerb, der inzwischen zum 75. Mal ausgetragen wird, die alljährliche Chance, mit nicht
weniger als sechs Siegen den eigenen Briefkopf um einen (weiteren) Titel zu
erweitern. Spätestens im Pokalendspiel am 19. Mai im Berliner Olympiastadion. Die kleineren Vereine besitzen diese Chance natürlich auch,
doch krasse Außenseiter wie die drittklassigen Sportfreunde Lotte kamen zuletzt bis ins Viertelfinale. Letzter Zweitligist im Pokalfinale war übrigens der MSV Duisburg, der nicht nur
anno 2011 Schalke 04 haushoch mit 0:5 unterlag. Der MSV setzte ebenso seine
traurige Serie fort, jedes seiner vier Pokalendspiele verloren zu haben.
Der
besondere Reiz des Pokals ist in jeder Runde greifbar. Die Kleinen sollen die
Großen schlagen, solange es nicht der eigene Klub ist, dem die Daumen gedrückt
werden. Ausgehend von dieser Wunschvorstellung kennen wir längst diesen eigenen
Pokaljargon, der mal passt, zuweilen nervt und vor dem man an Pokalspieltagen kaum
entfliehen kann. Es ist
so, als habe ihn Rolf Töpperwien, der rasendste aller Feldreporter, vor seinem Ruhestand höchstpersönlich entwickelt, was so natürlich nicht stimmt und sicher etwas zuviel der
Ehre wäre. Doch ich habe das Gefühl, dass Töppi stets in der Lage gewesen wäre,
die folgende Top 5 der „Pokalschlachtrufe“ in jede noch so kurze seiner
Reportagen unterzubringen:1. „Und erneut steht das ewige junge Duell Davids gegen Goliath bevor.“
2. „Es
gibt keine Kleinen mehr.“
3.
„Der Pokal hat seine eigenen Gesetze.“
4.
„Berlin ist das deutsche Wembley“
5.
„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! “
Obwohl,
Töppi hat vermutlich - außer in der 3. Halbzeit - nie „Berlin, Berlin, wir
fahren nach Berlin!“ gerufen. Doch allmählich würde mir mal wieder eine
seiner schmissige Pokalreportagen gefallen. In der typisch
Töpperwien'schen Tonart versteht sich:
„Pokalsensation an der Essener Hafenstraße. Nach
dem Abpfiff von Schiedsrichter Patrick Ittrich vom Mümmelmannsberger SV aus Hamburg
überschlagen sich hier die Ereignisse. 'David' Rot-Weiss Essen hat gegen den
Goliath von Borussia Mönchengladbach
mit 1:0 triumphiert. Dieter Hecking schlägt an der Seitenlinie die Hände über den
Kopf zusammen. Und wieder hat der Pokal seine eigenen Gesetze...“
Da
der rasende Reporter Töppi längst nicht mehr im aktiven Mikrofondienst ist, bleibt dieser Pokaltage nur, sich an seine Sternstunde mit dem juvenilen Olaf Thon nach dem 6:6-Pokalklassiker zwischen Schalke und den Bayern im altehrwürdigen Parkstadion zu
erfreuen.
Wie sich in diesem Videoschnipsel sehen lässt, hörte Töppi bereits anno 1984 an der Seitenlinie das Gras wachsen. Und nun: Geben wir zurück in die Sendezentrale...
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