Donnerstag, 11. Oktober 2012

Talking about Dublin

Im Gälischen trägt Dublin den fast unaussprechlichen Namen Baile Átha Cliath. Wie irlandaffine Zeitgenossen fabulieren dürften, bedeutet dieser Zungenbrecher in etwa so viel wie „Schwarzer Sumpf“. Wenn am Freitagabend Jogis favorisierte Löwen in der WM-Quali in Irlands Hauptstadt gastieren, könnten manche über ein schlechtes Omen unken.

Doch weit gefehlt. Deutsche Nationalteams sind seit 1956 auf der „Grünen Insel“ ungeschlagen. Und da seitdem jede der vier Partien in Dublin stattfand, scheint das schlechte Omen längst im schwarzen Sumpf versunken zu sein. Drei der Duelle stiegen im legendären Stadion an der Lansdowne Road, wo so manche Begegnung zum deutschen Debütantenball geriet. Etwa im Mai 1979, als Bundestrainer Jupp Derwall gegen damals schwache Boys in Green German Greenhorns wie Bernd Schuster, Dieter Hoeneß oder Jimmy Hartwig ihre Premiere mit dem Adler auf der Brust feiern ließ.

Morgen Abend werden die beiden Hymnen im Aviva Stadium erklingen. Das letzte deutsche Gastspiel fand 2007 im Croke Park statt, wo Jogi Jungs dank einer Nullnummer das Ticket für die 2008er Euro lösten. Croke Park ist ansonsten Schauplatz der Länderspiele im Gaelic Football oder Hurling. Nur während der zweijährigen Bauphase des Staidiam Aviva, das  2010 eröffnet und auf dem Grund des abgerissenen Stadions an der Lansdowne Road errichtet wurde, trugen die Iren dort ihre Fußball- und Rugby-Länderspiele aus.

Weder Löw noch Trapattoni werden morgen auf dem grünen "Parkett" des feinen Fußball-Tempels einen Debütantenball veranstalten. Von den irischen Gastgebern darf wie eh und je eine Art Wiedergänger des Kick & Rush erwartet werden, kultiviert durch Trapattonis taktische Finessen, was die defensive Ausrichtung angeht. Die größten Stützen der irischen Eleven sind neben ihrer Kampfkraft ihre fabulösen Fans im Rücken.


Und sonst? Da vertraut "Trap" weiter auf seinen in die Jahre gekommenen Kapitän Robbie Keane, der irischer Rekordtorschütze ist und stolze 121 Länderspiele auf dem Buckel hat. Das spricht zwar eindeutig für den 32-jährigen irischen Senior, der für das Beckham-Klübchen Los Angeles Galaxy auf Torejagd geht - aber auch gegen den irischen Nachwuchs. Als mögliche irische Geheimwaffe hätte im Übrigen ein gewisser Rory Delap eine Rolle spielen können, nachdem sich der Profi von Stoke City in den letzten Jahren einen kapitalen Ruf als irisches Einwurfwunder in der Premier League aufgebaut hat.

Viele der von Mr. Delap mit seinen Händen in gegnerische Sechzehner katapultierten Bälle, von britischen Revolverblättern gern als „bombs“ bezeichnet, wirken zuweilen schärfer als so manche Flanke. Einstige deutsche Einwurfkönige wie Uwe Reinders oder Harald Katemann dürfte da große Augen bekommen. Es gab weiland gar Tage, da wollte selbst Arsenals Arsene Wenger, nachdem seine Abwehr sich von Delaps „bombs“ hat verballhornen lassen, Einwürfe völlig abschaffen. Monsieur Wenger müsste sich erst einmal bei ebay reinklicken, wo in Gedenken an Delap T-Shirts mit dem schmissigen Schriftzug „You’ve been delaped“ auf den Markt geworfen wurden …

Nachdem bei „Trap“ zuletzt Flügelflitzer Damien Duff und Rekordnationalspieler und Keeper Shay Given, beide jenseits der dreißig, den Dienst nach der wenig erfolgreichen Euro quittieren mussten, dürfte der irische Einwurfkönig mit seinen stolzen 36 Jahren für Trapattonis Boys in Green leider doch etwas zu alt sein. By the way, zum elften und letzten Mal streifte Rory Delap anno 2004 den grünen irischen Jersey über. Eine Rückkehr hätte vielleicht einer der größten Würfe von Mr. Delap werden können...

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