Donnerstag, 20. Dezember 2012

„Ich hab' vom Olaf Thon nix anderes erwartet!“

Was macht eigentlich, Olaf Thon? Der Ur-Schalker ist derzeit mal wieder in aller Munde. Montag sezierte er etwa im kicker die Entlassung von Huub Stevens. Der Schalker „Jahrhunderttrainer“, mit dem Thon einst den UEFA-Pokal und zwei DFB-Pokalsiege errang, so notierte Thon in seiner Kolumne, müsse den Kopf hinhalten, obwohl er nicht die größten Fehler gemachte habe. Hört, Hört!

Bei der Pokalauslosung gestern Abend im Ersten stand Thon dann buchstäblich wieder in der ersten Reihe. Und zwar ausgerechnet in den Katakomben des einstigen Dortmunder Westfalenstadions, wo Thon die Paarungen für das Pokalviertelfinale zog. Jürgen Klopp hatte direkt nach dem vorherigen 5:1-Kantersieg seines BVB gegen Hannover 96 noch getönt, dass „der Olaf“ ihm den Abend nicht versauen könne.
Doch anders als bei manch anderer Gelegenheit sollte der Weltmeister von 1990, der von dem verdächtig feixenden Matthias Opdenhövel als Sportschau- „Losfee“ angekündigt worden war, bei seinen Antworten nicht etwa die befürchtete  professorale T(h)onlage an den Tag legen. Vielmehr sollte Thon im Laufe dieser launigen Auslosung das breite Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht entweichen. Zunächst, als die Sportschau mit einem Einspieler an den legendären 1984er 6:6-Pokalkrimi erinnerte, nach dem der Stern Thons dank seiner drei Treffer sozusagen über Nacht aufging.


Danach ließ Thon Taten sprechen, Schalke war ja bekanntlich nicht mehr in der Lostrommel, und schickte den BVB zu Bayern München. BVB-Boss Watzke wirkte daraufhin am Mikrofon von ARD-Reporter Jürgen Bergener geradezu schmallippig. „Herr Watzke, sie müssen zu den Bayern reisen! Was sagen Sie dazu?“ „Ich hab' vom Olaf Thon nix anderes erwartet!“ Thon selbst goutierte dies einem breiten Grinsen. So, als habe er sich an Rolf Rüssmanns unvergessenen  Knurrer erinnert: „Wenn wir hier schon nicht gewinnen können, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt.

Jener Rüssmann gehört übrigens zur schmalen Kaste jener Kicker, die einst sowohl für Schalke als auch für den BVB über die Rasenrechtecke gerackert sind. Trotz eines eigenen Abstechers zu den Bayern gilt für Thon nach wie vor jene Feststellung, die Schalkes entlassener „Jahrhunderttrainer“ in seinem holländischen Singsang einmal für die Ewigkeit hinterließ: „Einmal Schalke, immer Schalke!“ Selbst wenn dieser Olaf Thon vermutlich niemals Schalke-Trainer werden wird...

Dienstag, 18. Dezember 2012

Tango mit Arango

Die meisten Tore auf dieser Welt schießt dieser Juan Arango von Borussia Mönchengladbach nicht unbedingt, das erledigt eher Lionel Messi. Doch in der zeitweise ziemlich zähen Post-Reus-Ära ist Arango einer der wenigen, der dem Spiel von Favres  „Fohlen“ Glanz verleihen kann. Arango dribbelt sicher auch nicht so begnadet wie Messi. Señor Arango lässt die Fans eher eine Art Tor-Tango tanzen, wenn er mit seinen filigranen Füßen das Runde aus jedem möglichen Winkel ins Eckige gebracht hat. Dann scheint es zu prickeln und der 32-jährige Kunstschütze oft allein das Eintrittsgeld für einen Stadionbesuch wert zu sein.
 
Ich kenne eingefleischte Gladbacher, die sich ob der Geniestreiche von Gladbachs Numero achtzehn gar schreingleiche „Arango“-Ecken eingerichtet haben. Sehr viele andere verneigen sich auf Facebook als selbsternannte „Zeugen Arangos“. Ganz zu schweigen von der schönen Spitznamensgebung rund um Arango. Denn im Rahmen dieser Tributkultur umwehen Venezualas besten Kicker aller Zeiten, wo er als „Hurrikan der Karibik“ berüchtigt ist, nun fast so viele kreative Huldigungen wie Traumtore er geschossen hat: „König vom Niederrhein“, „König Juan XVIII.“, „Arangol“, „Arangott“ undsoweiterundsofort. Wer war da noch mal dieser Señor Netzer?

Heute scheint es fast unvorstellbar, dass Arango anders als bei Lucien Favre weiland unter dessen Vorgänger Michael Frontzeck nicht zu den ersten elf "Fohlen" zählte. Nun denn!
Was jetzt noch fehlt? Das ist eine Top 5 seiner bisher schönsten Saisontore, dank derer Der Libero  Señor Arango nun zum „Kunstschützen der Hinrunde“ ernennt. Scooters "Döp! Döp! Döp!" (Maria, I like it loud) denken wir uns beim erstaunten Ansehen einfach mal... 
 
Tor 1:
 
 
 
Tor 2:
 
 
 
Tor 3:
 
 
 
 
Tor 4:
 
 
 
 
Tor 5:
 
 
Das Schlusswort zum >>Kunstschützen der Hinrunde<< soll indes keinem Geringeren als Borussia-Blogger Jannik Sorgatz von Entscheidend is auf'm Platz vorbehalten bleiben, der übrigens per Mail von der Bushaltestelle, sozusagen aus dem Stehgreif, kommentierte:

Ich dachte, Marco Reus sei der beste Fußballer gewesen, den ich je im Gladbach-Trikot gesehen habe. Sicherlich ist Arango nicht so vielseitig wie Reus. Aber eine einzelne, so gefährliche Stärke wie Arangos linken Fuß hat selbst Reus nicht. Von dem Fuß will man sich am liebsten eine Skulptur in die Vitrine stellen.“
 

Samstag, 15. Dezember 2012

Wie dänisches Dynamit

Kleiner Mann ganz groß: Allan Simonsen wird heute 60. Glorreiche sieben Jahre wirbelte der Däne in den wilden Siebzigern für die legendäre Gladbacher „Fohlen-Elf“, eroberte in der Bundesliga drei Meistertitel, gewann zweimal den UEFA-Cup und einmal den DFB-Pokal. Ja, dieser Allan Simonsen verkörperte am Bökelberg pures dänisches Dynamit, erzielte unzählige Tore im Europapokal und stolze 76 Treffer in nicht einmal 180 Bundesligapartien. Dribbelstark, wendig, wieselflink und schussgewaltig: das war eine explosive Mischung. 

Dabei hatte Günter Netzer anfänglich noch Bange bekundet, der nur 1,65 Meter kleine Däne könne in der Bundesliga glatt umgepustet werden. Tatsächlich brauchte Simonsen fast eineinhalb Jahre, um sich an die Bundesliga und deren Gangart zu gewöhnen. Letztlich avancierte der Däne aber sogar 1977, als Gladbach im Finale des Landesmeistercuos trotz eines Simonsen-Tores dem FC Liverpool unterlag, gar zu Europas Fußballer des Jahres. Eine Ehre, die den anderen Gladbacher Giganten dieser Zeit wie Heynckes, Netzer oder Bonhof vorenthalten blieb.

 
Später stürmte Simonsen einige Jahre für den FC Barcelona, um nach einem Abstecher beim damals zweitklassigen Londoner Klub Charlton Athletic, der bezeichnenderweise für Simonsens damaligen Karriereverlauf in einem Stadion namens „The Valley“ kickt, seine große Laufbahn bei seinem dänischen Heimatklub Vejle BK ausklingen zu lassen. Als Nationaltrainer Luxemburgs und der Färöer-Inseln kehrte er übrigens sporadisch noch einmal auf die großen Bühnen des Fußballs zurück. Zum Anlass von Simonsens "60sten" soll nun mit folgender Episode erzählt werden, dass der kleine Jubilar in Mönchengladbach auch heute noch immer eine große Nummer ist.

Schon vor dem Anpfiff des Gastspiels von Werder Bremen im Herbst im Borussia-Park war ich beeindruckt von der Gladbacher Ahnengalerie, die an der Außenhaut der Arena prangend die Fotos der „Fohlen-Jahrhundertelf“ zeigt, die als Reminiszenz an die große Bökelberg-Ära dienen. So kann es passieren, dass man eine Bratwurst isst und sich jener Allan Simonsen über einem erhebt. Und fürwahr, ich sollte Simonsen an diesem Samstag immer wieder begegnen, an dem über Mönchengladbach wahrhaftig die Sonne lachte. Denn Favres „Fohlen“ überrannten Werder gnadenlos mit 5:0.

Gladbachs grandiose Galionsfigur Marco Reus traf dreifach, dribbelte seinen überforderten Werder-Widersachern Knoten in die Beine, so dass diese während der 90 Minuten ausschließlich seine Hacken zu sehen bekamen. Viele Borussen-Fans von der Haupttribüne erhoben sich daher oft wild klatschend von ihren Sitzplätzen, fotografierten etwa nach jedem Tor ekstatisch den Zwischenstand von der Anzeigetafel ab und riefen Sätze wie: >>Wir sind wieder wer!<<. Der mitgereiste Radio Bremen-Reporter legte zum Schluss gar sein Mikro beiseite, streckte seine Beine aus und rauchte genervt Kette.
Überraschend war an diesem Nachmittag nicht etwa  wie Marco Reus abgefeiert wurde oder die "Wir sind wieder da"-Schlachtrufe aus allen Ecken hallten. Eher, wie präsent jener Simonsen in den Lobhudeleien links und rechts von mir war: Allan damals hier, Allan damals dort… Selbst nach dem Abpfiff, sollte diese Euphorie noch auf dem Parkplatz anhalten. Dort traf ich einen wankenden Mittfünfziger, dessen Trikot verdächtig spannte und auf dem Rücken den Namen „Günni“ über einer großen „5“ trug. 

Beim Anblick meines Werders-Schals grinste „Günni“ dann hämisch und ließ mich Zeuge davon werden, wie mir eine Parkplatzlaudatio Marco Reus entgegen lallte: „Ey, Du Fischkopp! Vergiss Netzer, von dem ich das Trikot anhab. Unser >>Rolls Reus<< spielt wie Allan. Und, weisste was? Reus is‘ unser neuer Allan Simonsen!“. Nach seinem Ritterschlag für Reus machte „Günni“ kehrt und entschwand in der Dunkelheit, in der letzte Wortfetzen allmählich verhallten. Wie gesagt, dieser Allan Simonsen war allgegenwärtig…

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Auf nach Arbroath

„Paradise“ heißt im  kehligen schottischen Volksmund der Celtic Park, also das Wohnzimmer von Celtic Glasgow. Schier paradiesische Zustände sollten in den letzten Jahrzehnten dort immer dann eintreten, wenn Celtic seinen Lieblingsfeinden von den Glasgow Rangers ein Schnippchen schlug. Da die im Celtic-Kosmos weithin unbeliebten Rangers sich nun in Schottlands 4. Profiliga gegen Klübchen verdingen müssen, die Namen wie Annan Athletic tragen, fällt das archaische Old Firm-Schauspiel bis auf Weiteres aus. Kein Wunder, dass Celtic - ganz ohne die Rangers im Nacken - in der in Siebenmeilenstiefeln ihrer Meisterschaft number fourty-six entgegen marschieren.

Kollektive Ekstase herrschte im „Paradise“ neulich etwa mal wieder, als Celtic angetrieben von 60.000 fanatischen Fans in grün-weißen Trikots, das Ensemble des FC Barcelona mit 2:1 niederrang. In der Tat, danach gingen Bilder um die Welt, wie sich im Angesicht dieses Triumphes Celtics gerührter Edelfan Rod Stewart Tränen aus den Augen wischte. Ja, und wie der Rockröhre für Momente kein Ton mehr über die Lippen ging.
 
 
Ebenso „gerockt“, wie man es im Sound dieser Tage ja gerne und oft schreibt, war auch Lionel Messi. Völlig fasziniert von Celtics fabulösem Anhang versprach er diesem quasi als Tribut Schützenhilfe für den Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse. Und in der Tat, Messi hielt Wort: Barca ließ Benfica nicht gewinnen. Indessen siegte Celtic im „Paradise“ über Spartak Moskau, kam weiter, was Celtics Coach Neil Lennon gleich als „miracle“ (Wunder) etikettierte. In Anspielung auf Celtics Europapokalsieg 1967, als die Siegerelf von Lissabon sich als „Lisbon Lions“ verewigten, wird Celtics 2012er Generation, mit zwei bis drei Prisen Pathos, gewürzt nunmehr „Lennon Lions“ gerufen. 

Bei solch paradiesischen Zuständen wäre indes es fast untergegangen, dass sich die „Lennon Lions“ im schottischen FA Cup gegen den sagenumwobenen Drittligisten Arbroath Football Club gerade die Zähne ausbeißen. Dennvor fast leeren Rängen im Celtic Park sollte Arbroath den „Lennon Lions“ kürzlich nach einem Last-Minute-Treffer noch den knappen Sieg wegschnappen. Steve Doris heißt der Held dieses Samstages, der sicherlich in den Annalen von Arbroath seinen Ehrenplatz finden wird. Da das gnadenlose Reglement auch im schottischen Pokalwettbewerben Wiederholungsspiele vorsieht, heißt es für Celtic am heutigen Mittwoch: auf nach Arbroath.
 
 

Arbroath, mehr Schottland geht nicht. Das heißt raues Ostküstenklima, wo das weltberühmte Angus-Rind (sich) weidet. Genau dort residiert der Arbroath Football Club im Gayfield Park, der etwa 4.200 Zuschauer fasst und damit nicht einmal ein Fünftel der 22.000 Einwohner der Hafenstadt beherbergen kann. Für Celtic, immerhin 45-facher schottischer Rekordpokalsieger, verspricht das Gastspiel im Gayfield Park, der nur wenige Schritte von der Nordsee entfernt liegt, ein windiges Abenteuer zu werden.

Was wohl wäre, wenn dem ehrenwerten Arbroath Football Club tonight dasselbe David-Goliath-Spielchen wie zuletzt Celtic gegen Barca gelänge. Es hätte dann den Anschein, als wenn  good old Scotland sich die aufstrebenden „Lennon Lions“ zurück in seine engen Fangarme holen würde. Rod Stewart wäre dann im Celtic-Kosmos wohl nicht der einzige, der eine Träne verdrücken dürfte…  

Samstag, 8. Dezember 2012

Manchester Roar

Ole Gunnar Solskjaer? Na, ist die norwegische Ikone von Manchester United noch ein Begriff? Kürzlich führte Solskjaer in seiner Heimat Molde FK als Trainer zur Meisterschaft. Nun ist er in einem Clip auf BBC Online zu sehen, wie er vor einem Fjord steht, hinter dem sich schneebedeckte Gipfel erheben, und wie er die BBC-Zuseher mit treffsicheren Worten auf das Manchester Derby am Sonntag einstimmt:  Man City are like Man Utd's little brother!

In der 164. Auflage empfängt ManCity im Etihad Stadium ManUnited, das bisher in immerhin 64 Duellen triumphierte, während die Skyblues nur 45 Derbys gewannen. Sir Alex Ferguson bezeichnete einen Sieg an diesem 16. Spieltag der Premier League  beim ungeliebten Nachbarn hochtrabend als one of the best ever results. Die Wunde scheint noch nicht verheilt zu sein, als ManCity Fergusons ManUnited in einem Herzschlagfinale am letzten Spieltag der Saison 2011/12 den englischen Meistertitel noch in letzter Sekunde wegschnappte - zuvor war ManCity vor 44 Jahren englischer Meister gewesen.


Rund um das ruhmreiche Manchester Derby hat << Der Libero >> zur Einstimmung elf Fakten und Anekdoten gesammelt. Erstmals ging das Derby übrigens am 12. November 1881 über die Bühne. 

1. Mit 19 Meistertiteln und elf Siegen im FA Cup ist United englischer Rekordmeister - und pokalsieger. Zudem gewannen die Red Devils viermal den englischen Ligapokal, einmal den Weltpokal und insgesamt viermal einen Europapokal. Der Trophäenschrank Citys ist da etwa spärlicher gefüllt, wo drei Meisterschaften, fünf FA Cup-Erfolge, zwei Ligapokalsiege und ein Europapokalsieg zu Buche stehen.  

2. Die Nachbarn sind im Übrigen fast gleich alt. ManUnited wurde bereits 1878 als Newton Heath gegründet. „Little brother City ist hingegen zwei Jahre jünger, der Gründungsname war West Gorton Saint Marks. Anders als ihre Gründungsnamen blieben die Nachbarn ihren Vereinsfarben rot-weiß-schwarz (United) und hellblau (City) weitgehend treu. Sieht einmal davon ab, dass ManCity seine Kicker jahrelang in rot-schwarz gestreiften Auswärtstrikot auflaufen ließ... 

3. Galionsfiguren der beiden Klubs sind traditionell deren Trainer. Sir Alex Ferguson etwa gewinnt seit November 1986 knorrig wie Kaugummi kauend mit United schier einen Titel nach dem anderen, weshalb man ihn kürzlich mit einem Denkmal vor Old Trafford verewigte. ManCitys Roberto Mancini ist hingegen der 13. Coach, dem ManCity seit 1986 das Vertrauen schenkt. Unter dem Dutzend seiner Vorgänger sind durchaus klangvolle Namen wie Kevin Keegan, Stuart Pearce, Sven-Göran Eriksson oder der 66er Weltmeister Alan Ball zu finden.

4. Einer von Mancinis vielen Vorgängern war auch Uniteds walisische Ikone Mark Hughes, der insgesamt 13 Jahre für United über die Rasenrechtecke dribbelte. Anno 1991 war Hughes mit seinen beiden Treffern im Pokalsiegercup-Finale gegen Johan Cruyffs FC Barcelona sogar maßgeblich daran beteiligt, dass United erstmals seit 1968 wieder einen Europapokal gewann. ManCity gab dem Coach Mark Hughes übrigens nach nicht einmal eineinhalb Jahren den Laufpass.

5. Der längst von der Queen geadelte Ferguson ist übrigens der zweite United-Coach, dem die würdevollen Weihen einer Statute und eines Adelstitels widerfuhren. Der ominöse andere war der nicht minder legendäre Sir Matt Busby, der nicht nur den tragischen Flugzeugabsturz 1958 überlebte und mit den Busby Babes einen Titel nach dem anderen gewann. Doch anders als man etwa annimmt könnte, kickte Busby in den 30er Jahren für Uniteds Erzrivalen Liverpool und die „Citizens“. 

6. Ganz gut auf das Manchester-Derby übertragbar ist ein Zitat von Kevin Blackwell, der als Trainer von Sheffield United mal vor dem Sheffielder Steel City Derby gegen das verhasste Sheffield Wednesday sagte: „Es ist kein Spiel wie jedes andere. Es geht schlichtweg darum, die Elite Sheffields zu krönen.“ Es ist sicherlich nicht zu verneinen, dass Blackwells zeitlose Sentenz auf fast jedes Derby in der weiten Welt des Fußballs zutreffen könnte.

7. Lange Jahrzehnte war United in Manchester die klare Number One. Nicht zuletzt wegen des 2012er Meistertitel der noisy neighbours (vorlauten Nachbarn), wie Sir Alex Ferguson City einmal verspottete, scheint Uniteds Vormachtstellung allmählich zu bröckeln. Spätestens nach jenem deftigen 1:6-Debakel im Herbst 2011 im Old Trafford. Ferguson stammelte nach der Demütigung vom „schwärzesten Tag und der „heftigsten Niederlage, die er jemals kassiert habe.


8. Die Gallagher-Radaubrüder Liam und Noel sind als City-Edelfans selten um einen knackigen Kommentar verlegen. Als Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan aus dem fernen Abu Dhabi vor wenigen Jahren begann, sein Geld in den bis dato allenfalls mittelmäßigen Traditionsklub zu pumpen, da entwickelte der scharfsinnige Noel Gallagher statt durchaus erwartbarer Empörung eine fast kindliche Begeisterung.  Immer wenn ein United-Fan tanke, so jubilierte der einstige Oasis-Boss, finanziere dieser Citys Transfers.

9. Während sich deutsche Kicker in der United-Ahnengalerie kaum finden lassen, beherbergte City eine kapitale „Kraut“-Kolonie. In den 90ern kickten für City etwa Eike Immel, Steffen Karl, Rene Tretschok, Maurizio Gaudino oder auch zuletzt Didi Hamann und Jerome Boateng. Michael Frontzeck war einst ebenso ein „Citizen“ und verdiente sich ob seiner rustikalen Spielweise den Spitznamen „Cold Frontz“. Dennoch wurde ihm vor Kurzem die zweifelhafte Ehre zuteil, schlechtesten ausländischen City-Kicker ever gewählt zu werden. Mehr der Ehre gab es da für Torwartlegende Bert Trautmann und Uwe Rösler, die gar in Citys Hall of Fame aufgenommen worden sind.

10. Seitenwechsel von United zu City sind rar gesät. Für Aufsehen sorgte einst der Schotte Denis Law, der zunächst für City stürmte, dann via Turin zu United wechselte und dort in über 300 Spielen sagenhafte 171 Treffer erzielte, um dann wieder zu City zurückzukehren. Unglaublich, aber wahr. Als City-Striker sorgte der charismatische Law dann ein Jahr später mit seinem Hackentreffer dafür, dass United 1974 erstmals in die Second Division absteigen musste.


11. Die Anekdote um  Ryan Giggs wirkt dagegen regelrecht harmlos. Denn Uniteds Rekordspieler, man ahnt es, kickte in seiner Jugend für wen? Genau, zwei Jahre lang für  Manchester City, ehe ihn Sir Alex Ferguson himself als 14-Jähriger nach Old Trafford lotste. In der Historie jenes Manchester Derbys ist der nun 39-jährige Giggs übrigens auch Rekordkicker und wirkte bisher in 35 Derbys mit...
 

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Gelbblaue Giganten

Eintracht Braunschweig? Hört, hört! Ist frisch gekürter Herbstmeister in der 2. Bundesliga.  Trainer Torsten Lieberknecht mahnt zwar zur Bodenständigkeit und Manager Marc Arnold preist die Drucklosigkeit der Eintracht. Doch längst träumt der treue Anhang des Bundesliga-Gründungsmitglieds nach fast drei quälenden Dekaden von der Rückkehr ihrer gelbblaue Giganten in die Bundesliga.

Kein Wunder, nachdem die ungeliebten Nachbarn Hannover 96 und VfL Wolfsburg ihrer Eintracht zuletzt deutlich den Rang abgelaufen haben. Ausgerechnet Felix Magath, damals noch VfL-Schleifer, war es übrigens, der nach furiosen fünf Eintracht-Auftaktsiegen in die neue Saison bereits munter Öl ins sich rasch entfachende Braunschweiger Bundesligafeuer gegossen hatte. Das sehe schwer nach Aufstieg aus, unkte Magath, als habe er eine Glaskugel neben seiner obligatorischen Tasse Grünen Tee stehen...

Eintracht Braunschweig: auf den ersten Blick scheint Paul Breitner bekanntester Kicker in der langen Historie des niedersächsischen Traditionsklubs zu sein. Treue wie zuweilen fanatische Fans könnten indes andere Helden auf dem Zettel haben. Etwa Torwart-Idol Bernd Franke oder den späteren Bayern-Kicker Wolfgang Dremmler. Oder Protagonisten aus dem annus mirablis der Ostniedersachsen 1967. Damals feierte die Eintracht ihre erste und einzige Deutsche Meisterschaft. Trainer war seinerzeit der knorrige Helmuth Johannsen, der seine Kicker um Kapitän Joachim Bäse, Stürmer Lothar Ulsaß oder Torsteher und Eintracht-Rekordnationalspieler Horst Wolter unter anderem dank feinster Rochaden am Taktiktisch bis zur Salatschüssel führte. Wie erinnerte sich Wolter einmal: „Als die andere Vereine schon in tollen Glitzertrikots aufliefen, trugen wir noch die alten Baumwoll-Hemden, die im Regen immer kleiner wurden.“

Es muss jene Zeit gewesen sein, die die Liebe des ehedem rasenden ZDF-Reporters Rolf Töpperwien zur Eintracht erblühen ließ und die trotz einiger Achterbahnfahrten durch die Ligen Zwo und Drei bis heute Bestand. Selbst für Töppi gilt offenbar: Liebe kennt keine Liga! Wie sich in Töppis Autobiographie nachlesen lässt, sollte ihm seine beschriebene Zuneigung sogar einen gewissen Karriereschub bescheren. Noch als Sportstudio-Praktikant will er etwa in der montäglichen Redaktionssitzung  der ZDF-Reporter, der sogenannten „Elefantenrunde“, die samstägliche Eintracht-Reportage des einst arrivierten ZDF-Reporters Gerd Krämer derart kaltschnuzig seziert haben, dass er in einem der nächsten Eintracht-Heimspiele selbst das Mikrofon in Händen halten sollte. Töppi machte halt keiner was vor. Fast wie Paul Breitner, der nachwies, dass neben Töppi ein zweiter Lockenkopf für Zwietracht rund um die Eintracht sorgen konnte.

Braunschweigs damaliger Platzhirsch Günter Mast hatte Breitner anno 1977 von Real Madrid zur Eintracht gelotst, was ihm der streitbare 74er Weltmeister zwra mit stolzen zehn Treffern im gelben Dress mit dem Hirschkopf auf der Brust dankte. Doch rund um Breitner gab es aber offenbar ebenso viele Breitseiten, womit Breitners einjährige Stippvisite beinah im Abstieg gegipfelt wäre. Torwart-Idol Bernd Franke erinnerte sich einmal in einem 11 Freunde-Interview mit den wenig erstaunlichen Worten, Breitner habe alle verrückt gemacht und sei als Eigenbrötler kein einfacher Typ gewesen. Die Etablierten, so Franke, seien nicht bereit gewesen, „auch nur einen Meter mehr zu laufen“, sofern Breitner den Ball nicht genau in den Fuß gespielt habe.

Mit den Worten „Ich tue euch jetzt den Gefallen und gehe“, soll Breitner sich dann zurück zum FC Bayern verabschiedet haben. Apropos FC Bayern und verabschiedet? Da war im Übrigen noch etwas. Denn der Rekordmeister stellt nach wie vor den letzten Bundesliga-Gegner der Eintracht dar.


Es war im Juni 1985, als Augenthaler, Matthäus und Kollegen im altehrwürdigen Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße dank Dieter Hoeneß goldenem Tor mit 1:0 triumphierten und  danach mit der „Saltschüssel“ in den Händen ihre Meisterschaft feierten. Paule Breitners Stiefel hingen da übrigens schon längst am berühmten Nagel...