Mittwoch, 12. Dezember 2012

Auf nach Arbroath

„Paradise“ heißt im  kehligen schottischen Volksmund der Celtic Park, also das Wohnzimmer von Celtic Glasgow. Schier paradiesische Zustände sollten in den letzten Jahrzehnten dort immer dann eintreten, wenn Celtic seinen Lieblingsfeinden von den Glasgow Rangers ein Schnippchen schlug. Da die im Celtic-Kosmos weithin unbeliebten Rangers sich nun in Schottlands 4. Profiliga gegen Klübchen verdingen müssen, die Namen wie Annan Athletic tragen, fällt das archaische Old Firm-Schauspiel bis auf Weiteres aus. Kein Wunder, dass Celtic - ganz ohne die Rangers im Nacken - in der in Siebenmeilenstiefeln ihrer Meisterschaft number fourty-six entgegen marschieren.

Kollektive Ekstase herrschte im „Paradise“ neulich etwa mal wieder, als Celtic angetrieben von 60.000 fanatischen Fans in grün-weißen Trikots, das Ensemble des FC Barcelona mit 2:1 niederrang. In der Tat, danach gingen Bilder um die Welt, wie sich im Angesicht dieses Triumphes Celtics gerührter Edelfan Rod Stewart Tränen aus den Augen wischte. Ja, und wie der Rockröhre für Momente kein Ton mehr über die Lippen ging.
 
 
Ebenso „gerockt“, wie man es im Sound dieser Tage ja gerne und oft schreibt, war auch Lionel Messi. Völlig fasziniert von Celtics fabulösem Anhang versprach er diesem quasi als Tribut Schützenhilfe für den Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse. Und in der Tat, Messi hielt Wort: Barca ließ Benfica nicht gewinnen. Indessen siegte Celtic im „Paradise“ über Spartak Moskau, kam weiter, was Celtics Coach Neil Lennon gleich als „miracle“ (Wunder) etikettierte. In Anspielung auf Celtics Europapokalsieg 1967, als die Siegerelf von Lissabon sich als „Lisbon Lions“ verewigten, wird Celtics 2012er Generation, mit zwei bis drei Prisen Pathos, gewürzt nunmehr „Lennon Lions“ gerufen. 

Bei solch paradiesischen Zuständen wäre indes es fast untergegangen, dass sich die „Lennon Lions“ im schottischen FA Cup gegen den sagenumwobenen Drittligisten Arbroath Football Club gerade die Zähne ausbeißen. Dennvor fast leeren Rängen im Celtic Park sollte Arbroath den „Lennon Lions“ kürzlich nach einem Last-Minute-Treffer noch den knappen Sieg wegschnappen. Steve Doris heißt der Held dieses Samstages, der sicherlich in den Annalen von Arbroath seinen Ehrenplatz finden wird. Da das gnadenlose Reglement auch im schottischen Pokalwettbewerben Wiederholungsspiele vorsieht, heißt es für Celtic am heutigen Mittwoch: auf nach Arbroath.
 
 

Arbroath, mehr Schottland geht nicht. Das heißt raues Ostküstenklima, wo das weltberühmte Angus-Rind (sich) weidet. Genau dort residiert der Arbroath Football Club im Gayfield Park, der etwa 4.200 Zuschauer fasst und damit nicht einmal ein Fünftel der 22.000 Einwohner der Hafenstadt beherbergen kann. Für Celtic, immerhin 45-facher schottischer Rekordpokalsieger, verspricht das Gastspiel im Gayfield Park, der nur wenige Schritte von der Nordsee entfernt liegt, ein windiges Abenteuer zu werden.

Was wohl wäre, wenn dem ehrenwerten Arbroath Football Club tonight dasselbe David-Goliath-Spielchen wie zuletzt Celtic gegen Barca gelänge. Es hätte dann den Anschein, als wenn  good old Scotland sich die aufstrebenden „Lennon Lions“ zurück in seine engen Fangarme holen würde. Rod Stewart wäre dann im Celtic-Kosmos wohl nicht der einzige, der eine Träne verdrücken dürfte…  

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