Samstag, 8. Dezember 2012

Manchester Roar

Ole Gunnar Solskjaer? Na, ist die norwegische Ikone von Manchester United noch ein Begriff? Kürzlich führte Solskjaer in seiner Heimat Molde FK als Trainer zur Meisterschaft. Nun ist er in einem Clip auf BBC Online zu sehen, wie er vor einem Fjord steht, hinter dem sich schneebedeckte Gipfel erheben, und wie er die BBC-Zuseher mit treffsicheren Worten auf das Manchester Derby am Sonntag einstimmt:  Man City are like Man Utd's little brother!

In der 164. Auflage empfängt ManCity im Etihad Stadium ManUnited, das bisher in immerhin 64 Duellen triumphierte, während die Skyblues nur 45 Derbys gewannen. Sir Alex Ferguson bezeichnete einen Sieg an diesem 16. Spieltag der Premier League  beim ungeliebten Nachbarn hochtrabend als one of the best ever results. Die Wunde scheint noch nicht verheilt zu sein, als ManCity Fergusons ManUnited in einem Herzschlagfinale am letzten Spieltag der Saison 2011/12 den englischen Meistertitel noch in letzter Sekunde wegschnappte - zuvor war ManCity vor 44 Jahren englischer Meister gewesen.


Rund um das ruhmreiche Manchester Derby hat << Der Libero >> zur Einstimmung elf Fakten und Anekdoten gesammelt. Erstmals ging das Derby übrigens am 12. November 1881 über die Bühne. 

1. Mit 19 Meistertiteln und elf Siegen im FA Cup ist United englischer Rekordmeister - und pokalsieger. Zudem gewannen die Red Devils viermal den englischen Ligapokal, einmal den Weltpokal und insgesamt viermal einen Europapokal. Der Trophäenschrank Citys ist da etwa spärlicher gefüllt, wo drei Meisterschaften, fünf FA Cup-Erfolge, zwei Ligapokalsiege und ein Europapokalsieg zu Buche stehen.  

2. Die Nachbarn sind im Übrigen fast gleich alt. ManUnited wurde bereits 1878 als Newton Heath gegründet. „Little brother City ist hingegen zwei Jahre jünger, der Gründungsname war West Gorton Saint Marks. Anders als ihre Gründungsnamen blieben die Nachbarn ihren Vereinsfarben rot-weiß-schwarz (United) und hellblau (City) weitgehend treu. Sieht einmal davon ab, dass ManCity seine Kicker jahrelang in rot-schwarz gestreiften Auswärtstrikot auflaufen ließ... 

3. Galionsfiguren der beiden Klubs sind traditionell deren Trainer. Sir Alex Ferguson etwa gewinnt seit November 1986 knorrig wie Kaugummi kauend mit United schier einen Titel nach dem anderen, weshalb man ihn kürzlich mit einem Denkmal vor Old Trafford verewigte. ManCitys Roberto Mancini ist hingegen der 13. Coach, dem ManCity seit 1986 das Vertrauen schenkt. Unter dem Dutzend seiner Vorgänger sind durchaus klangvolle Namen wie Kevin Keegan, Stuart Pearce, Sven-Göran Eriksson oder der 66er Weltmeister Alan Ball zu finden.

4. Einer von Mancinis vielen Vorgängern war auch Uniteds walisische Ikone Mark Hughes, der insgesamt 13 Jahre für United über die Rasenrechtecke dribbelte. Anno 1991 war Hughes mit seinen beiden Treffern im Pokalsiegercup-Finale gegen Johan Cruyffs FC Barcelona sogar maßgeblich daran beteiligt, dass United erstmals seit 1968 wieder einen Europapokal gewann. ManCity gab dem Coach Mark Hughes übrigens nach nicht einmal eineinhalb Jahren den Laufpass.

5. Der längst von der Queen geadelte Ferguson ist übrigens der zweite United-Coach, dem die würdevollen Weihen einer Statute und eines Adelstitels widerfuhren. Der ominöse andere war der nicht minder legendäre Sir Matt Busby, der nicht nur den tragischen Flugzeugabsturz 1958 überlebte und mit den Busby Babes einen Titel nach dem anderen gewann. Doch anders als man etwa annimmt könnte, kickte Busby in den 30er Jahren für Uniteds Erzrivalen Liverpool und die „Citizens“. 

6. Ganz gut auf das Manchester-Derby übertragbar ist ein Zitat von Kevin Blackwell, der als Trainer von Sheffield United mal vor dem Sheffielder Steel City Derby gegen das verhasste Sheffield Wednesday sagte: „Es ist kein Spiel wie jedes andere. Es geht schlichtweg darum, die Elite Sheffields zu krönen.“ Es ist sicherlich nicht zu verneinen, dass Blackwells zeitlose Sentenz auf fast jedes Derby in der weiten Welt des Fußballs zutreffen könnte.

7. Lange Jahrzehnte war United in Manchester die klare Number One. Nicht zuletzt wegen des 2012er Meistertitel der noisy neighbours (vorlauten Nachbarn), wie Sir Alex Ferguson City einmal verspottete, scheint Uniteds Vormachtstellung allmählich zu bröckeln. Spätestens nach jenem deftigen 1:6-Debakel im Herbst 2011 im Old Trafford. Ferguson stammelte nach der Demütigung vom „schwärzesten Tag und der „heftigsten Niederlage, die er jemals kassiert habe.


8. Die Gallagher-Radaubrüder Liam und Noel sind als City-Edelfans selten um einen knackigen Kommentar verlegen. Als Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan aus dem fernen Abu Dhabi vor wenigen Jahren begann, sein Geld in den bis dato allenfalls mittelmäßigen Traditionsklub zu pumpen, da entwickelte der scharfsinnige Noel Gallagher statt durchaus erwartbarer Empörung eine fast kindliche Begeisterung.  Immer wenn ein United-Fan tanke, so jubilierte der einstige Oasis-Boss, finanziere dieser Citys Transfers.

9. Während sich deutsche Kicker in der United-Ahnengalerie kaum finden lassen, beherbergte City eine kapitale „Kraut“-Kolonie. In den 90ern kickten für City etwa Eike Immel, Steffen Karl, Rene Tretschok, Maurizio Gaudino oder auch zuletzt Didi Hamann und Jerome Boateng. Michael Frontzeck war einst ebenso ein „Citizen“ und verdiente sich ob seiner rustikalen Spielweise den Spitznamen „Cold Frontz“. Dennoch wurde ihm vor Kurzem die zweifelhafte Ehre zuteil, schlechtesten ausländischen City-Kicker ever gewählt zu werden. Mehr der Ehre gab es da für Torwartlegende Bert Trautmann und Uwe Rösler, die gar in Citys Hall of Fame aufgenommen worden sind.

10. Seitenwechsel von United zu City sind rar gesät. Für Aufsehen sorgte einst der Schotte Denis Law, der zunächst für City stürmte, dann via Turin zu United wechselte und dort in über 300 Spielen sagenhafte 171 Treffer erzielte, um dann wieder zu City zurückzukehren. Unglaublich, aber wahr. Als City-Striker sorgte der charismatische Law dann ein Jahr später mit seinem Hackentreffer dafür, dass United 1974 erstmals in die Second Division absteigen musste.


11. Die Anekdote um  Ryan Giggs wirkt dagegen regelrecht harmlos. Denn Uniteds Rekordspieler, man ahnt es, kickte in seiner Jugend für wen? Genau, zwei Jahre lang für  Manchester City, ehe ihn Sir Alex Ferguson himself als 14-Jähriger nach Old Trafford lotste. In der Historie jenes Manchester Derbys ist der nun 39-jährige Giggs übrigens auch Rekordkicker und wirkte bisher in 35 Derbys mit...
 

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