Oha, wie die Zeit vergeht! Etwas überrascht habe ich soeben bemerkt, dass dieser Beitrag der Einhunderste sein wird, nachdem Der Libero vor über zwei Jahren erneut aufs Feld geschickt wurde. Allerdings soll nicht lange zurückgeschaut werden. Schließlich lässt Der Libero für manchen vielleicht etwas zu häufig mit leicht nostalgisch verklärten Blick Vergangenes aus dem Fußball-Kosmos Revue passieren. Vielmehr möchte ich ››Danke!‹‹ sagen.
Etwa bei meinen geschätzten Leserinnen und Lesern, die hier dann und wann oder gar öfter reinschauen - oder auch bei den Machern der Wissensplattform triviado.com, die diesen kleinen Blog aus der nostalgischen Nische der Fußballbloggenden doch tatsächlich zu den ››ultimativen deutschen Fußball-Webseiten‹‹ gezählt haben. Bedanken möchte ich mich selbstverständlich auch bei den bloggenden Protagonisten der Themenwoche ››50 Jahre Bundesliga - Typen, Titel und bloß nicht wie Tasmania‹‹, die vor einem Jahr mit der Jubiläumssaison startete. Es machten mit: Trainer Baade, Heinz Kamke ››angedacht‹‹, Uwe Strootmann ››Im Schatten derTribüne‹‹, Jannik Sorgatz ››Entscheidend is auf’m Platz‹‹, Carsten Pilger››FCSBlog 2.0‹‹, Carsten Koslowski alias Janus ››Janus kleine Welt‹‹ und Werder-Schalträger Udo M. Abgerundet wurde die Woche mit einem Ben Redelings-Interview.
50 Jahre Bundesliga, das ist gewiss ein gutes Stichwort. Nahm sich dieses Jubiläum doch kürzlich der Tagesspiegel zum Anlass, um eine Expertenjury zu bilden, die dann die beste Elf aus fünf Jahrzehnten Bundesliga kürte. Löblich, diese Aktion. Doch besonders von Interesse soll hier freilich sein, wen Jupp Heynckes und seine Jurykollegen zum besten Bundesliga-Libero gekürt hat. Es war natürlich, Franz Beckenbauer. Schließlich hat es kaum einen besseren gegeben als Beckenbauer, der den Libero mit federleicht anmutender Eleganz oft offensiv interpretierte. Sehen wir dem ››Kaiser‹‹ daher seine Zoten, Zitate und sonstigen Zwischentöne ausnahmsweise einmal nach. Gleichwohl möchte ich Elogen auf den ››Kaiser‹‹ nicht weiter vertiefen und überlasse dies DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der dies im Tagesspiegel vortrefflich erledigte.
Eher möchte ich dem einstigen Kölner Bundesliga-Profi Thomas Cichon einige Zeilen widmen. Vor einer halben Dekade schien Cichon beim VfL Osnabrück sein Glück gefunden zu haben und gab dort einen wenig sprintstarken letzten Mann. Cichon, dem Toni Polster weiland in Köln den kapitalen Kosenamen ››Franz‹‹ verpasst hatte, interpretierte den Libero meist als zurückhängenden Ausputzer mit ansprechendem Auge und einer Vorliebe für lange Diagonalpässe per Außenrist. Unvergessen sind ferner - in Köln wie in Osnabrück - Cichons gewichtige Gesten, denen Manuel Andrack in seinem Buch Meine Saison mit FC gleich ein Kapitel lang Tribut zollt.
Auf diese Weise hielt Cichon damals Osnabrücks fragile Abwehr in Liga Zwo und Drei irgendwie zusammen. Selbst wenn einige Lila-Weiße auf den Rängen der Bremer Brücke schier öfter aufstöhnten als in manchen Spielen Abseits gepfiffen wurde, da ihr letzter Mann wieder einmal nur die Hacken der gegnerischen Neun sah. Cichon kompensierte die aufbrandenden Brummeleien an der Bremer Brücke zumeist mit Strafstoßtoren, nach denen er sich absurderweise überaus ausgiebig auf dem Zaun der Osttribüne feiern ließ. Wie singt man noch im lila-weißen Kosmos des Traditionsklubs? Wir sind alle ein Stück -VauEffEll Osnabrück!
Leider ist obendrein noch immer diese unappetitliche Sache mit dem Wettskandal in der Welt, in dessen Zuge ››Franz‹‹ Cichon mehrfach belastet und letztlich angeklagt wurde. Doch um Cichon, dessen Stiefel längst am Nagel hängen, als einen Ausputzer auf Abwegen soll es hier ausdrücklich nicht gehen. Eher darum, dass dieser ››Franz‹‹ Cichon der letzte waschechte Libero gewesen ist, den ich im Profifußball von einer Tribüne aus habe spielen sehen. Im Übrigen: Live und in Farbe.
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