Mittwoch, 30. August 2017

Von Daum und Dorschen

Als Trainer war Christoph Daum weiland einer der größten Hechte im Karpfenteich. Wie wir wissen, ist dies jedoch Schnee von gestern. Inzwischen hat es die mittlerweile 63-jährige Trainerikone nach Rumänien verschlagen, wo sich Daum mit bisher überschaubarem Erfolg als Nationaltrainer versucht. Denn durch die  Qualifikation für die WM 2018 in Russland dümpelt Daum mitsamt seinen Karpatenkickern doch ziemlich und ist mit sechs Pünktchen schon etwas abgeschlagen. Ob Daum die Erben des großen Gheorghe Hagi wohl schon über Scherben hat laufen lassen?

Mit Rute und Rolle hat Daum bei aller Innovationskraft wohl weniger Erfahrung. Anders als der stille Miro Klose, der angeblich der Faszination des Fliegenfischens erlegen ist, oder der stoische Klaus Augenthaler, der es in den Worten der WELT gesagt vom Weltmeister zum sogenannten »Welsmeister« brachte und sich mal mächtig Ärger mit dem Angelverband einhandelte. Ganz zu schweigen vom unverwüstlichen Horst Hrubesch, der über seine Leidenschaft einst das Sachbuch »Dorschangeln vom Boot und an den Küsten« mitverfasste. Daum dagegen gingen in seinen besten Zeiten an der Seitenlinie viele Siege ins Netz oder nun ein Journalist von der rumänischen Zeitung »Gazeta Sporturilor«. Man sollte wissen: Daum hatte vor einiger Zeit wegen der ihm nicht genehmen Berichterstattung der Zeitung gemurrt, dass diese allein dafür gut sei, um Fisch einzupacken.

Die Reaktion der Zeitung? Sie entsandte ihren Redakteur Marius Magarit zur Pressekonferenz vor dem Duell Rumäniens am Freitag gegen Armenien, um Daum eine Angelrute zu schenken. Die Übergabe lehnte Daum mit einem Wortgewitter erzürnt ab und war mit seinem „Angler-Latein“ aber offenbar am Ende, als der kühne Journalist die Rute mit etwas Chuzpe einfach vor Daum ablegte. Wer weiß, ob es nun doch noch etwas mit Daum und den Dorschen wird. Was Horst Hrubesch ihm wohl raten würde? Hrubeschs Angelbestseller gilt im Übrigen längst als vergriffen...

Montag, 28. August 2017

#ausgerechnet

Sonntag, 27. August 2017

Singing Sunday #9: Wayne Rooney sings...

Immer mal wieder sonntags präsentiert »Der Libero«  den »Singing Sunday«. Denn schließlich existieren im Fußball-Orbit einfach zu viele musikalische Preziosen von schönen Chants oder gar singenden Fußballern, deren herbe Stimmgewalt zuweilen jedem Shanty-Chor erstaunen lässt.

Englands Fußball-Ikone Wayne Rooney reitet allmählich in den Sonnenuntergang seiner abwechslungsreichen Kickerkarriere, von deren Anekdoten sich Bücher über Bücher füllen lassen. An dieser Stelle werden Höhepunkte bei Bordellbesuchen oder Gelagen einmal ausgeklammert. Schließlich schrieb Rooney zuletzt noch einmal Geschichte. Inzwischen vom Abstellgleis bei Manchester United in die offenen Arme seines Jugendklubs FC Everton zurückgekehrt, schoss Rooney gegen Manchester City sein 200. Premier League-Tor. Damit zog er neben Rekordtorschütze Alan Shearer in den eher einsamen Klub der Torjäger mit mehr als 200 Premier League-Treffern ein. Mit bald 32 Jahren hat Rooney vermutlich nicht mehr allzu viele Spielzeiten vor sich, um Shearers Rekord von 260 goals zu knacken. Doch der seltsam fit und austrainiert wirkende Rooney scheint sich nur noch auf Everton und vielleicht diesen Rekord konzentrieren zu wollen, erklärte er doch vor wenigen Tagen seinen Rücktritt aus Englands Nationalteam, deren Rekordtorschütze Rooney längst ist.       

Was Rooney dann irgendwann nach seinem Karriereende treiben könnte, darüber lässt sich gewiss vortrefflich rätseln. Vielleicht singt er ja. Schon seit einigen Jahren umweht Rooney die Anekdote, wie zu Anfang seiner Zeit bei Manchester United versucht hat, neben dem Rasenrechteck zu einem „Gitarrengott“ zu avancieren. Seine Herzensdame Colleen hatte daher weiland die großartige Idee, ihm eine von Noel Gallagher signierte Klampfe zum Geburtstag zu schenken. Diese Steilvorlage ließ sich der knurrige Oasis-Boss, ganz Manchester City-Edelfan nicht entgehen. Kurzum besprühte er das ihm übersandte Instrument in Citys hellblauer Vereinsfarbe samt dem Refrain der City-Hymne »Blue Moon« und schickte die unschuldige Klampfe an die unbedarfte Colleen zurück. Ob sie Rooney gefiel, ist nicht bekannt. Er soll sie dem Vernehmen nach für einen guten Zweck versteigert haben.

All das hat Rooney indes nicht gehindert, vor einigen Jahren im karibischen Sommerurlaub in einer Karaoke-Bar auf Barbados den Oasis-Klassiker »Wonderwall«  zum Besten zum geben, ganz ohne irgendeine Gitarre versteht sich. Zum Einsingen der offenbar schon gut geölten Stimme Rooneys dürfen zuvor die Beatles-Songs »Yesterday« und in Anklängen »Hey Jude« herhalten. Man merkt, Everton gehört halt doch zu Liverpool...Song(s) ab!

 

Samstag, 26. August 2017

»Die Bayern, die kann man in der Pfeife rauchen!«

Die Bayern gastieren heute im Bremer Weserstadion. Werder versus Bayern. Schauen wir einmal zurück. Denn de schönsten Geschichten schreibt noch immer der Fußball. Es ist am 1. Juni 1991 gewesen, als eifrige RTL-Reporter meinungsstarken Werder-Anhänger ihr Mikrofon vor die Nase hielten. Am drittletzten Spieltag jener Saison 1990/91 gastierte der 1. FC Kaiserslautern im Bremer Weserstadion und musste dort triumphieren, um den FC Bayern München als größten Rivalen im Kampf um die Meisterschale weiterhin in Schach halten zu können.


Gesagt getan, dank zweier Treffer von Guido Hoffmann und Markus Schupp drehte Kalli Feldkamps Lauterer Elf noch die zuvor durch einen gewissen Klaus Allofs herausgeschossene Bremer Führung in einen 2:1-Sieg. Zwei Wochen später stemmte die heute nur noch zweitklassigen Lauterer die Schale in den Händen und zeigten den Bayern eine lange Nase. Glaubt man jenen vor dem Mikrofon so meinungsstarken Werderanern wird ihnen dies genauso wie die zuvor erlittene Heimniederlage nicht allzu viel ausgemacht haben. Die Meinungen über den bajuwarischen Rekordmeister sind zeitlos und bestehen, ob mit oder ohne Ballonmütze, vermutlich noch ewig vor...

Montag, 21. August 2017

#vermuellert


Sonntag, 20. August 2017

Singing Sunday #8: Thierry Henry Song

Immer mal wieder sonntags präsentiert »Der Libero«  den »Singing Sunday«. Denn schließlich existieren im Fußball-Orbit einfach zu viele musikalische Preziosen von schönen Chants oder gar singenden Fußballern, deren herbe Stimmgewalt zuweilen jedem Shanty-Chor erstaunen lässt.

Chapeau, Thierry Henry. Der Franzose ist bei Arsenal eine lebende Legende. Anlässlich ihres 125-jährigen Klubjubiläums kredenzten die Gunners ihrem Rekordtorschützen bereits 2011 vor ihrer schmucken Arena in Ashburton Grove eine Statue. Henry, the King of Highbury, ist neben Tony Adams und Trainer-Idol Herbert Chapman der einzige, dem diese Ehre bisher zuteil wurde. Grinsende Fans vom Nord-Londoner Erzrivalen Tottenham, die in Henrys Denkmal eine veritable Taubentoilette sehen? Geschenkt. Schließlich wurde Henry, bis auf diesen einen trüben Moment im November 2009 in Dublin, stets hochverehrt. Hängen wir also einer Eloge der WELT nach, die weiland notierte:
»Mehr als nur Klublegende ist der Franzose in England auch einer dieser wenigen Spieler, die quer über Vereinsgrenzen verehrt werden. Seine fast mühelose Lässigkeit, seine Finesse vor dem Tor gaben dem Rackerfußball der Premier League eine aristokratische Note.«
Seine Stiefel hat Henry mit müheloser Lässigkeit unlängst an den Haken gehängt. Er verdingt sich mittlerweile nicht nur als TV-Experte, alldieweil er zudem als Assistenzcoach der belgischen Nationalmannschaft erste Schritte im Trainergeschäft macht. Am Donnerstag feierte Henry nun seinen 40. Geburtstag. »Der Libero« gratuliert, und zwar mit dem Thierry Henry Song, einem ganz und gar arsenalisierten Covers von »(Is This The way to) Amarillo«, der sich gesungen vom altvorderen britischen Barden Tony Christie zum Gassenhauer wurde. Oma und Opa sowie Reinhold Beckmann kennen den bestimmt noch. Song ab!
 

Freitag, 18. August 2017

Treuer Charly

Heute Abend ist Anpfiff der 55. Bundesligasaison. Karl-Heinz »Charly« Körbel ist Rekordspieler der Bundesliga und hält diesen Rekord mit 602 Einsätzen seit nunmehr zwei Dekaden. Eintracht Frankfurts Klubikone , der einst eisenharte Vorstopper, wird ihn wohl auch auf ewig verteidigen. »Der Libero« wartet nun mit zehn Schlaglichtern aus Körbels stolzer Karriere auf, die im Oktober 1972 mit juvenilen 17 Jahren begann und im Mai 1991 mit fast 37 Jahren endete.


1. Körbel wird »der treue Charly« genannt. Schließlich absolvierte der gebürtige Dossenheimer offenbar aus der besten uweseeler'schen Schule stammend sämtliche seiner Bundesligapartien im Trikot seiner Frankfurter Eintracht. Körbel war auf dem Rasen als Vorstopper zwar gefürchtet, galt aber stets als tadelloser Sportsmann. Unlängst berief die Eintracht ihr Klub-Idol zu einem ihrer Ehrenspielführer. Das Klub-Maskottchen, ein Adler, heißt im Übrigen auch weiterhin Attila (nach Attila Pfaff) und nicht wie die WELT einmal verkündete, Charly...

2. Sein Bundesligadebüt absolvierte Körbel mit zarten 17 Jahren gegen den FC Bayern, als Eintracht-Trainer Erich Ribbeck ihn im Oktober 1972 mit der Manndeckung eines gewissen Gerd Müller betraute. Müller, der in der Saison zuvor gigantische 40 Treffer erzielt hatte, sollte zwar auch gegen Körbel einmal einnetzen, sah sich aber ansonsten von dem Vorstopper-Novizen abgemeldet. Nicht nur deshalb gewann die Eintracht mit 2:1.

3. Wie Körbel einmal den 11Freunden im Interview anvertraute, blieb Gerd Müller in den folgenden Jahren einer seiner erklärten »Lieblingsgegenspieler«, da der »Bomber der Nation« sich gegen Körbel mit dem Tore schießen überaus schwer tat. Der sonst eher wortkarge Müller soll vor späteren Duellen mit dem eisenharten Körbel mal geflucht haben: »So eine Scheisse, schon wieder gegen dich«.

4. Nur drei Jahre nach Körbels bestechendem Debüt sollte der kicker einmal mit Körbel auf dem Cover seiner Montagsausgabe schlagzeilen: »Ein Mann mit Zukunft – Körbel kann sie alle ausstechen«. In der Nationalelf gelang dies Körbel allerdings nicht so wie prophezeit. Körbel absolvierte zwar 1974/75 als damals 20-jähriges Talent sechs Länderspiele, kam aber an dem      arriviertem Welt- und Europameister »Katsche« Schwarzenbeck nicht vorbei. Der Legende nach soll hierfür unter anderem der damalige Kapitän der Nationalelf, Franz Beckenbauer, mitverantwortlich gewesen sein. Denn dem »Kaiser«, behagte die offensive Spielweise Körbels offenbar nicht und goutierte gegenüber Bundestrainer Schön seinen Putzer »Katsche«. Bekanntlich überquerte dieser selten die Mittellinie und hielt dem als Libero nicht minder offensiven »Kaiser« in verlässlicher Manier den Rücken frei.

5. Von Körbels offensiven Qualitäten profitierte indes seine Eintracht zweimal in besonderem Maße - ganz im Gegensatz zur Nationalelf . Anno 1975 triumphierte man etwa dank Körbels Siegtreffer im Pokalfinale von Hannover über den MSV Duisburg. An gleicher Stelle spielte Körbel 14 Jahre später erneut Schicksal, als er seine Eintracht mit einem Kopfballtor in der Relegation gegen den 1. FC Saarbrücken vor dem drohenden Zweitligaabstieg bewahrte. Letzteren Treffer bezeichnete Körbel später einmal als den wichtigsten seiner Karriere.

6. Den wichtigsten Titel seiner Karriere holte Körbel unterdessen 1980, als Frankfurt den UEFA-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach errang. Daneben gewann Körbel insgesamt vier Mal den DFB-Pokal (1975, 1976, 1981, 1988). Beim letzten Pokalsieg fungierte Körbel als Eintracht-Kapitän und ist damit bis heute der letzte Spielführer der Hessen, der einen Titel in die Höhe stemmte. Der Gewinn einer Meisterschaft blieb Körbel verwehrt.

7. Anders als ein offizielles Abschiedsspiel, das 20 Jahre nach Körbels Bundesligadebüt im Waldstadion gegen den FC Bayern stieg, der aber dieses Mal ohne Gerd Müller antrat. Sein letztes Bundesligaspiel bestritt Körbel anno 1991 beim FC St. Pauli, wo er am 33. Spieltag vom gnadenlosen Berliner Referee Prengel wegen eines Allerweltsfouls die vierte Gelbe Karte kassierte und zum großen Frankfurter Verdruss beim Saisonfinale im heimischen Waldstadion gesperrt war.

8. Ein Jahr später, als Frankfurt am letzten Spieltag der Saison 1991/92 in Rostock kurz vor dem Gewinn der Meisterschaft stand, wäre Körbel übrigens beinah zu einem Comeback gekommen. Wäre nicht Frankfurts damaliger Cheftrainer Dragoslav Stepanovic gewesen, der davon absah, das zum Assistenztrainer avancierte Klub-Idol im Ostseestadion einzuwechseln. Frankfurt unterlag dem späteren Absteiger mit 1:2 und verlor in einem Herzschlagfinale die Meisterschale an den VfB Stuttgart. Körbel bekundet noch heute: »Mit mir wären wir Meister geworden, denn ich habe noch nie ein Finale verloren

9. Besagter Assistenztrainer seines Leib- und Magenvereins blieb Körbel noch einige Jahre und half zudem Mitte der 90er mehrmals als Interims-Trainer aus. In die Saison 1994/95 führte der »treue Charly« seine Eintracht gar als offizieller Chefcoach, aufgrund großer Abstiegsgefahr musste er aber im Frühling 1996 seinen Hut nehmen. Das brachte indes wenig, da die Eintracht trotz Nachfolger Stepanovic kurz darauf erstmals aus der Bundesliga abstieg. Hiernach wurde Körbel seiner Eintracht übrigens gleich zweimal untreu, als er sich auf Cheftrainer-Stippvisten bei den damaligen Zweitligisten VfB Lübeck und FSV Zwickau einließ.

10. Seit längerer Zeit  ist Körbel seiner Eintracht gottlob aber wieder treu. Inzwischen fungiert er als Berater des Eintracht-Vorstands und leitet die klubeigene Fußballschule, die er 2001 gegründet hat. So richtig los, kommt der »treue Charly« von seiner Eintracht vermutlich nie.

Foto: der-Libero.de

Mittwoch, 16. August 2017

Sonntag, 13. August 2017

Blamage an der Bremer Brücke


Singing Sunday #7: The Sound of Silence

Immer mal wieder sonntags präsentiert »Der Libero«  den »Singing Sunday«. Denn schließlich existieren im Fußball-Orbit einfach zu viele musikalische Preziosen von schönen Chants oder gar singenden Fußballern, deren herbe Stimmgewalt zuweilen jedem Shanty-Chor erstaunen lässt.
 
Mehmet Scholl, der kantig-knarzige Kommentar, im Ersten? Das war einmal.  Das Mikrofon an der Seite der Herren Opdenhövel, Delling oder Bommes nimmt künftig ein anderer in die Hand als der einstige Netzer-Nachfolger mit den flotten Sprüchen und der a bisserl koketten Abneigung gegen Laptoptrainer. Schade eigentlich. Mario Gomez muss nun jedenfalls nicht mehr in Deckung gehen. Auch wenn Scholli fachlich mitunter nicht so ganz auf Ballhöhe wirkte wie Olli Kahn im Zwoten, war es doch mit ihm überwiegend unterhaltsam. Mein lieber Scholli, was er wohl nun so eigentlich macht?
 
Vielleicht reaktiviert Scholl seine Trainerkarriere, sucht erneut den Kick beim Kegeln oder beginnt wieder zu kompilieren. So wie einst als cooler Kicker, der fast eine Handvoll CD-Sampler seiner Lieblingssongs zusammenstellte. Aus »Vor dem Spiel ist nach dem Spiel. Mehmet Scholl kompiliert, Vol. 1«, dem vorgeblich von Musikexperten hochgelobten Sampler folgt nun das Stück »The Sound of Silence« von der einstigen Münchner Indie-Band The Chamberdeacons , mit einem schmissigen Cover des Simon & Garfunkel-Klassikers. Angesichts der zu erwartenden Scholl'schen Funkstille in der weiten Welt des Fußballs dürfte der Titel nicht ganz abwegig sein. Song ab.
 

Freitag, 11. August 2017

Sir Alex und ich

Die Premier League startet in ihre neue Saison. Im Old Trafford ist nichts ist mehr wie zuvor, seitdem der legendäre Alex Ferguson nicht mehr an der Seitenlinie von Manchester United steht. Dessen Abschied ist nun bereits vier Jahre her.  Grund genug für »Der Libero«, sich augenzwinkernd an eine mehr oder weniger persönliche Begegnung mit der knorrigen schottischen Trainer-Legende irgendwo in London zu erinnern...

Bei Manchester United haben sie Sir Alex Ferguson längst zwei Denkmale gesetzt. Anlässlich seines 25. Dienstjubiläums im Old Trafford benannte United den North Stand in „The Sir Alex Ferguson Stand“. Im Sommer 2012 folgte die Errichtung einer Statue. Bei dessen Enthüllung zeigte sich  »Fergie« dann ausnahmsweise mal nicht mit puterrotem Kopf grimmig Kaugummi kauend - wie weiland an den Seitenlinien britischer Rasenrechtecke. Als seine Gattin Cathy an der Schnur zog und jene Statue enthüllte, huschte dem sonst eher sparsam lächelnden Schotten gar ein schelmisches Grinsen über die Lippen. Kaum zu glauben, aber wahr. 


Damals dachten nicht wenige, Ferguson würde bis in alle Ewigkeit an der Seitenlinie von ManUtd. stehen. Schließlich unkte »Fergie« einmal, er werde irgendwann gemeinsam mit Arsene Wenger dem Sonnenuntergang entgegenreiten. Doch Arsenals eleganter Coach aus dem Elsass, mit dem die schottische Haubitze seit jeher eine veritable Hass-Liebe verbindet, wird sein Pferd alleine satteln müssen.Wie aus heiterem Himmel  erklärte Ferguson im Mai 2013 nach epischen 26 Jahren als Trainer Manchester Uniteds seinen Rücktritt, vorgeblich der Hüfte wegen. Ich gebe zu, seither vermisse ich ihn. Alex, bloody hell! Hättest Du nicht noch ein paar weitere Jährchen Uniteds Kickers durch zahllose Strafräume Britanniens scheuchen können?
Neben seinen diversen Titeln und Triumphen bleibt Sir Alex ebenso wegen seiner berühmt-berüchtigten Tiraden und Wutausbrüchen in Erinnerung. Der britische Autor Glenn Connelly war es, der bereits den passenden Ratgeber How to be Ferocious Like Sir Alex Ferguson für Freunde des gepflegten Wutausbruchs auf den globalen Markt warf. »Flickt ihn verdammt nochmal zusammen!«, soll er ManUniteds Medizinmännern entgegentrompetet haben, nachdem »Furios Fergie“ ehedem seinen Schuh an David Beckhams wohlfrisiertes Haupt geworfen hatte. Indeed, mit diesem Sir Alex Ferguson war bisweilen nicht gut Kirschen essen.

Meine eigene Begegnung mit Sir Alex, ja ich hatte eine, verlief da friedvoller. Nach einem Stadionbesuch beim Londoner Drittligisten Leyton Orient war ich im trüben Nieselregen durch London geirrlichtert und erleichtert, als mich der Pub  »Rob Roy« mit offenen Armen empfing. Was ich vorfand? Einen stickigen Schankraum, einen Wirt mit kehligem Akzent, warmes Bier, schrill grunzende british girls in sonderbaren Trainingshosen undsoweiter: halt, ein Pub mit etwas von diesem ganzen Klischee- Pipapo.
Doch das war nicht alles. Denn, es geschah ein kleines Wunder. Plötzlich lächelte mich Sir Alex an, Sir Alex himself . Einmal, zweimal, dreimal. Was war da los? Wo war ich gelandet? Es hatte was von dieser genialen englischen Serie Life on Mars, in der die Titelfigur Sam Tyler nach einem Unfall im Jahr 1973 wieder aufwachte. Des Rätsels Lösung? Ich saß vor einer Ahnengalerie des ehrwürdigen Aberdeen Football Clubs. Der Wirt des  »Rob Roy« mit jenem kehligem, schottischen Akzent war gebürtiger Aberdeener und hielt mit seinem kleinen Museum die Fahne seines Lieblingsklubs hoch. Mitten im Osten Londons, in einem Pub, der nach dem schottischen Robin Hood benannt ist.
Schließlich hatte der nahezu juvenile Alex Ferguson, lange bevor er 1986 in Manchester sein Glück gesucht und gefunden hatte, mit dem FC Aberdeen den Old Firm-Klubs gewaltig die Grenzen aufgezeigt. Zu Beginn der 80er Jahre hatte er mit Aberdeen mehrere Meisterschaften und Pokalsiege gefeiert.  Und, über diesen ganzen Titeln thront für Aberdeen übrigens noch immer  »The Glory of Gothenburg«. Es war anno 1983 im Göteborger Ullevi-Stadion, als  Aberdeen im Endspiel des längst verblichenen Europapokals der Pokalsieger Real Madrid einen epochalen 2:1-Finalsieg einschenkte. Der große Alfredo Di Stéfano trainierte die »Königlichen« damals und wusste kaum, wie ihm geschah..

Eines jener  Bildnisse mit einem veritablen gelblichen Schleier der Aberdeen-Galerie im »Rob Roy« zeigt ,wie Ferguson auf dem Deck einer Fähre steht, die soeben in Aberdeens Hafen eintrudelt. Dort oben steht er an der Reling und reckt den Europapokal stolz in den Himmel. Ich gebe zu, seit diesem Abend im »Rob Roy« habe ich den oft verkniffenen »Fergie« kaum einmal wieder so strahlen gesehen. Dabei hätte er in Manchesters »Theater der Träume« meist genug zu Lachen gehabt, oder nicht?

„Und wieder hat der Pokal seine eigenen Gesetze...“

Am heutigen Freitag ist es wieder soweit. Um 19.00 Uhr wird in Zwickau, wo die TuS Koblenz ihr Heimrecht gegen Dynamo Dresden genießt, der Anpfiff der 1. Pokalrunde ertönen. Anschließend gastiert Borussia Mönchengladbach etwa beim inzwischen viertklassigen Rot-Weiss Essen, immerhin Gründungsmitglied der Bundesliga. Jahr ein, Jahr aus konkurrieren 64 Mannschaften in insgesamt 63 Partien um den DFB-Pokal. Der ist rund 52 cm hoch, wiegt 5,7 kg und hat ein Fassungsvermögen von acht Litern. Er besteht aus mit 250 Gramm Feingold feuervergoldetem Sterlingsilber. Wer weiß, womöglich ist er gar der schönste Titel, sprich Pokal, im Fußball. 

Für die großen Klubs bietet der Pokalwettbewerb, der inzwischen zum 75. Mal ausgetragen wird, die alljährliche Chance, mit nicht weniger als sechs Siegen den eigenen Briefkopf um einen (weiteren) Titel zu erweitern. Spätestens im Pokalendspiel am 19. Mai im Berliner Olympiastadion. Die kleineren Vereine besitzen diese Chance natürlich auch, doch krasse Außenseiter wie die drittklassigen Sportfreunde Lotte kamen zuletzt bis ins Viertelfinale. Letzter Zweitligist im Pokalfinale war übrigens der MSV Duisburg, der nicht nur anno 2011 Schalke 04 haushoch mit 0:5 unterlag. Der MSV setzte ebenso seine traurige Serie fort, jedes seiner vier Pokalendspiele verloren zu haben.
Der besondere Reiz des Pokals ist in jeder Runde greifbar. Die Kleinen sollen die Großen schlagen, solange es nicht der eigene Klub ist, dem die Daumen gedrückt werden. Ausgehend von dieser Wunschvorstellung kennen wir längst diesen eigenen Pokaljargon, der mal passt, zuweilen nervt und vor dem man an Pokalspieltagen kaum entfliehen kann. Es ist so, als habe ihn Rolf Töpperwien, der rasendste aller Feldreporter, vor seinem Ruhestand höchstpersönlich entwickelt, was so  natürlich nicht stimmt und sicher etwas zuviel der Ehre wäre. Doch ich habe das Gefühl, dass Töppi stets in der Lage gewesen wäre, die folgende Top 5 der „Pokalschlachtrufe“ in jede noch so kurze seiner Reportagen unterzubringen:

1.  „Und erneut steht das ewige junge Duell Davids gegen Goliath bevor.“

2. „Es gibt keine Kleinen mehr.“
3. „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze.“

4. „Berlin ist das deutsche Wembley“
5. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! “

Obwohl, Töppi hat vermutlich - außer in der 3. Halbzeit - nie „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ gerufen. Doch allmählich würde mir mal wieder eine seiner schmissige Pokalreportagen gefallen. In der typisch Töpperwien'schen Tonart versteht sich:
„Pokalsensation an der Essener Hafenstraße. Nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Patrick Ittrich vom  Mümmelmannsberger SV aus Hamburg überschlagen sich hier die Ereignisse. 'David' Rot-Weiss Essen hat gegen den Goliath von Borussia Mönchengladbach mit 1:0 triumphiert. Dieter Hecking schlägt an der Seitenlinie die Hände über den Kopf zusammen. Und wieder hat der Pokal seine eigenen Gesetze...“

Da der rasende Reporter Töppi längst nicht mehr im aktiven Mikrofondienst ist, bleibt dieser Pokaltage nur, sich an seine Sternstunde mit dem juvenilen Olaf Thon nach dem 6:6-Pokalklassiker zwischen Schalke und den Bayern im altehrwürdigen Parkstadion zu erfreuen.


Wie sich in diesem Videoschnipsel sehen lässt, hörte Töppi bereits anno 1984 an der Seitenlinie das Gras wachsen. Und nun: Geben wir zurück in die Sendezentrale...


Mittwoch, 9. August 2017

Sonntag, 6. August 2017

Singing Sunday #6: Stärkster Stier

Immer mal wieder sonntags präsentiert »Der Libero«  den »Singing Sunday«. Denn schließlich existieren im Fußball-Orbit einfach zu viele musikalische Preziosen von schönen Chants oder gar singenden Fußballern, deren herbe Stimmgewalt zuweilen jedem Shanty-Chor erstaunen lässt.

Was den Beliebtheitsgrad von RB Salzburg betrifft, ist es sicher keine verwegene Annahme, dass viele eine Mozartkugel dem österreichischen Serienmeister vorziehen würden. Nachdem die Roten Bullen gegen den kroatischen Meister HNK Rijeka bei ihrem nunmehr zehnten Anlauf in der Champions League-Qualifikation gescheitert waren, war es nicht unbedingt erstaunlich, dass dies dem Hohn und Spott in der weiten Welt des Fußballs geradezu, ja, Flügel verlieh. Das Hamburger Abendblatt schlagzeilte etwa spitz: »'La Decima': Bullenanlauf geht wieder in die Dose«.

In Anlehnung an Real Madrids zehnten Erfolg in der Königsklasse hatten nun die Salzburger angesichts ihres traurigen Jubiläums ihr eigenes »La Decima«. Wer weiß, was gewesen wäre, wenn der Brauseklub seinen stärksten Stier als Talisman mit nach Kroatien genommen hätte. Dies ist im Übrigen mitnichten der einstige Bayern-Kämpfer Franz Roth, der den FC Bayern in den wilden Siebzigern zu mehreren Europapokalsiegen schoss, zum Ausklang seiner Karriere bei einem der RB-Vorgänger Casino Salzburg kickte und obendrein den für den Dosenklub wohl passendsten Spitzenamen »Bulle« Roth trägt. Vielmehr geht es um Salzburgs Maskottchen namens Bullidibumm.

Der rote Stier mit den weißen Hörnern ist im Orbit des Brauseklubs offenbar eine derart feste Größe, dass die klubeigene Marketingabteilung ihm zu Ehren mit Blick auf die jüngsten Salzburger Fans gar das Liedchen »Bullidibumm ist der stärkste Stier« konstruiert geschaffen hat. Dieser Song soll nun nicht etwa auf die Hörner genommen werden, sondern zur Ermunterung gespielt werden...
 

Freitag, 4. August 2017

Pelés Petitessen

Im Angesicht des Wechsels von Neymar zu Paris St. Germain verschiebt sich im Fußball soeben ein wenig die Plattentektonik, zumal Neymar die Ablösesumme von 222 Millionen Euro doch einfach aus seiner eigenen Tasche an den FC Barcelona bezahlt hat. Nicht weiter soll nun vertieft werden, wer ihm das Geld zugeschossen hat. Wir hängen daher an den Lippen von Christian Streich, der vielen in Punkto des Transferirrsinns mit seinem schweren Akzent aus der Seele gesprochen hat: »Der Gott des Geldes verschlingt alles.«

Neymar gilt wie viele Kicker vom Zuckerhut als Erbe von Pelé. Auch dieser lässt den Rekordtransfer im Übrigen nicht unkommentiert und gratuliert auf Twitter:
Über die Ablösesumme und weitere hierzu bewegende Aspekte lässt er also nicht zwitschern. Die Frage ist, was will Pelé der weiten Welt des Fußballs mit seinem Tweet und vor allem dem Foto wirklich sagen? Lesen wir mal im Kaffeesatz und halten uns ganz spekulativ an Pelés Petitessen zwischen den Zeilen. Vielleicht meint der gute alte Pelé dies:
»Schau mal her Neymar, ich habe den WM-Pokal (#coupejulesrimet), der dir noch fehlt, gewonnen. Und wenn ich ihn in Paris hoch halte, bin ich fast so groß wie der Eiffelturm und bleibe damit größer als du.«

Mittwoch, 2. August 2017

Thronen in Trondheim

Wenn heute Abend im schmucken Lerkendal-Stadion der Anpfiff im Rückspiel der 3. Quali-Runde der Champions League ertönt, trifft Rosenborg Trondheim auf Celtic Glasgow. Eigentlich schade, dass sowohl der norwegische als auch Schottlands Meister nach jeweils souveräner Saison nicht direkt für die Gruppenphase der Königsklasse qualifiziert sind. Auch wenn beide Klubs die Ligen in Norwegen und Schottland fast nach Belieben dominieren, ist dort der ganz große Fußball nicht zuhause. In Trondheim gastierte er im letzten Sommer vom Papier her zumindest für einen Abend, als dort das Endspiel um den europäischen Supercup zwischen Real Madrid und dem FC Sevilla stieg.
 
Bild: Der-Libero.de
Vor einigen Jahren hätte man in dieser Liga auch irgendwann Nicklas Bendtner verortet. Als juveniler Angreifer lief Bendtner für Arsenal auf und galt als eine der nächsten dänischen Sturmverheißungen, vielleicht sogar in der qualitativen Linie der Laudrups. 2009 wurde Bendtner zu Dänemarks Fußballer des Jahres gekürt und zeigte sich anschließend auch mit markigen Sprüchen treffsicher - beinahe in einer Linie mit Zlatan, dem Größten der Größten:
»Ich möchte Torschützenkönig in der Premier League werden, Torschützenkönig bei der WM und innerhalb der nächsten fünf Jahre möchte ich zu den besten Spielern dieser Welt gehören. Vertraut mir, das wird passieren!«
Doch das dänische Dynamit zündete nicht, vielmehr der mediale Hype um »Lord« Bendtner. Nach diversen Ausleihen durch Arsenal an Birmingham City, Sunderland und Juve samt anschließenden Stippvisiten in Wolfsburg sowie beim englischen Zweiligisten Nottingham Forest verschlug es den schillernden wie meist glücklosen Dänen Anfang März zu Rosenborg Trondheim. Seither thront sein Name über dem international eher unbekannten Team des norwegischen Rekordmeisters.  »Lord« Bendtner: Thronen in Trondheim, ausgerechnet in der früheren Krönungsstadt der Könige Norwegens. Doch zu ganz großem Ruhm brachte es Bendtner bisher auch in Trondheim nicht. Zwar thront Rosenborg wie gewohnt an der Spitze der Eliteserien und gewann mit Bendtner den Mesterfinalen, Norwegens Supercup. Der »Lord« himself stieg zwar laut 11Freunde in Rosenborgs Team auf der Adelsskala gar zum »Kaiser« auf, erzielte indessen gerade einmal ein halbes Dutzend Treffer.

Bevor Rosenborg mit seinem Superstar Mitte Juli anlässlich der 2. Runde der Champions League-Quali ins irische Dundalk reiste, flatterte dort obendrein der Scoutingbericht der Iren durch einen Straßengraben. Teile hiervon fanden sich später auf einer Facebookseite wieder. Die erspähten Stärken Bendtners? Kopfballspiel, seinen rechten Fuß, sowie die Torgefahr nach Flanken und Standards. Und selbstverständlich hatte der irische Scout auch Bendtners Schwächen im Blick:
»Es mangelt ihm an Geschwindigkeit, also kann unser Innenverteidiger es sich leisten, ganz eng dran zu bleiben. Läuft wegen seiner Rolle im Team nicht nach hinten. Arbeitet nicht hart, also könnten wir manchmal die Möglichkeit haben, das Spiel von hinten aus aufzubauen.«
Doch Bendtner hat auch noch immer Fürsprecher. Etwa Norwegens Alt-Internationalen Vidar Riseth, der einst sowohl für Rosenborg als auch für Celtic auflief, warnte Celtic via Scottish Sun davor, Bendtner mit Blick auf sein Potenzial abzuschreiben und sprach ihm eine Schlüsselrolle für die beiden Duelle zu. Das Hinspiel endete übrigens mit einem torlosen Remis. Ob sich »Lord« oder »Kaiser« Bendtner auf dem Weg in die Königsklasse nun auch noch zum »König von Trondheim« schießt?
 

Dienstag, 1. August 2017

Still on Fire